Düsseldorf Düsseldorf wächst in die Höhe — der Boom der Wohnhochhäuser

Die 60 bis 120 Meter hohen Wohnhäuser werden an immer mehr Stellen in der Stadt gebaut. Entstehen soll alles — vom Studentenwohnen bis zum größten Penthouse der Stadt mit 700 Quadratmetern.

Düsseldorf. Was lange Zeit verrufen war, liegt im Trend: Wohnhochhäuser. Objekte wie das Portobello-Haus am Stadttor, das Sternhaus am Kennedydamm und das White Max am Seestern waren bislang Ausnahmen. Doch bald wohnen an immer mehr Stellen in der Stadt Düsseldorfer in Türmen. Die WZ stellt alle aktuellen Projekte mit einer Höhe von mehr als 50 Metern vor.

Rhein 740 Tower: Im Turm auf dem ehemaligen Gelände des Dominikus-Krankenhauses in Heerdt soll die größte Wohnung Düsseldorfs entstehen, die nur eine Etage hat. Satte 700 Quadratmeter soll das Penthouse in der 18. Etage bieten. Über den Preis schweigt sich Michael Steudel von Steudel-Immobilien aus. Er dürfte sich jedoch der Zehn-Millionen-Euro-Marke nähern. Denn die Quadratmeterpreise steigen laut Steudel von der siebten bis zur 17 Etage von 5300 bis 10 000 Euro.

Im Penthouse darüber dürfte es bei einer Deckenhöhe von acht Metern, Panoramafenstern und einer 350 Quadratmeter großen Dachterrasse noch etwas mehr sein.

Der Trend zu Wohntürmen ist aus Sicht von Steudel eine logische Entwicklung bei einer steigenden Einwohnerzahl und begrenzten Flächen. „International gesehen hinken wir da sogar noch hinterher.“ Vor negativen Erfahrungen wie bei Wohnhochhäusern der 60er und 70er Jahre schützen aus seiner Sicht mehrere Faktoren: „Eine stramme Verwaltung, ein Concierge und die hohe Qualität der Substanz.“ So müsse etwa die Edelstahl-Aluminium-Fassade über viele Jahre nicht renoviert werden.

Insgesamt soll es 54 Wohnungen über dem Ärztehaus in den ersten Etagen geben, alle mit Wasserblick. Der Architekt heißt bei diesem 70 Meter hohen Bau Jürgen Mayer H. Gebaut wird voraussichtlich ab Frühjahr, Bauzeit: 18 bis 24 Monate.

Quartier Central: Ein Turm ist fertig, zwei weitere Türme sind im Bau. Einzug wohl ab März 2017. Jeweilige Größe: 60 Meter. Investitionskosten pro Gebäude: rund 60 Millionen Euro. Die beiden äußeren Türme entwickelt Pandion — nahezu voll bezogen ist D’or, Le Grand wächst zurzeit in die Höhe. Architekt: Hadi Teherani. Das mittlere Gebäude heißt Ciel et Terre. Architekt von Investor Ara Ubiorum ist das Büro Molestina. 75 Prozent der Wohnungen sind verkauft.

In Le Grand kosten 102 Quadratmeter in der dritten Etage 430 000 Euro, in Ciel et Terre 130 Quadratmeter im siebten Stock 570 000 Euro. Das Penthouse im 17. Stock ist für gut zwei Millionen Euro zu haben. Größe: 245 Quadratmeter.

Wohntürme wie diese sind für die Investoren der nächste logische Schritt in einer wachsenden Stadt, in der die Flächen knapp sind. „Das werden wir künftig immer öfter sehen“, sagt Michael Krass von Padion. Probleme wie eine mangelnde soziale Kontrolle wie in den 60er und 70er Jahren sieht er nicht. „Es gibt nur Eigentumswohnungen mit hoher Qualität, nur wenige Einheiten auf einer Etage und wir haben zudem einen Concierge-Service.“

Living Central: Die neue Skyline der Stadt prägen in Zukunft auch drei Wohntürme, die Teil des Projekts zwischen Erkrather- und Kölner Straße am Hauptbahnhof sind. 60 Meter hoch, in Dreiecksform angeordnet, genannt „Die drei Geschwister“. Die Architekten sind Jürgen Mayer H., Eller + Eller (Düsseldorf) und Delugan Meissl. Baustart soll Ende 2016 sein, 2019 sollen erste Bewohner einziehen.

Klaus Franken von Investor Catella geht von einer gehobenen Preislage aus. „Aber wir machen da keinen Luxus.“ Und er betont, dass dort nicht nur Wohn-, sondern auch Lebensraum entstehen soll: mit Fitness- und Wellness-Angeboten sowie Einkaufsmöglichkeiten.

Upper-Nord-Tower: Fast schon ein Wolkenkratzer: Mit 120 Metern soll der Upper-Nord-Tower an der Mercedesstraße der höchste Wohnturm der Stadt werden. 140 Millionen Euro will der Investor, die Berliner CG Gruppe, investieren. Neben 434 Wohnungen sollen Büros, ein Hotel, ein Fitnessstudio sowie eine Skybar entstehen. Das Stadtplanungsamt hofft, dass die Bauarbeiten im Sommer starten können und der Turm spätestens 2020 bewohnt ist.

Sky-View: In unmittelbarer Nähe zu Arag-Hochhaus und zum Nord-Tower soll an der Mercedesstraße ein weiterer Turm gebaut werden: Der Sky-View soll Teil eines neuen Quartiers mit weiteren Wohnhäusern und Einzelhandel werden.

Ob in dem 105 Meter hohen Gebäude gewohnt wird, ist noch offen. Der Bebauungsplan lässt nur gewerbliche Nutzung zu. Deshalb wird laut Wolfgang Kleiner von der „Balthazar Mercedesstraße GmbH“ entweder ein Bürogebäude entwickelt oder ein Hotel plus 200 bis 300 möblierte Wohnungen, die Firmen ihren Mitarbeitern zur Verfügung stellen. Kleiner hofft, dass die Bauarbeiten Ende 2017 beginnen können.

„Verdichtung ist die einzige Möglichkeit, einer wachsenden Stadt gerecht zu werden“, sagt Kleiner. Aber: „Wohntürme sind teuer, und die Bewohnerstruktur entsprechend. Das heißt: Nur Hochhaus geht nicht, dann entsteht eine falsche soziale Struktur in der Stadt.“

Königskinder: Seit 2005 ist das Projekt eine Hängepartie. Zwei 63 Meter hohe Türme sollen an der Speditionstraße entstehen. Die beiden für das Dach geplanten Lüpertz-Figuren gaben dem Projekt den Namen. Im vergangenen Jahr änderten sich die Pläne von Investor Frankonia.

Für bessere Belüftung und Lärmschutz soll nun eine Doppelfassade gebaut werden, das Aussehen der Türme deshalb nicht mehr den bekannten Simulationen entsprechen. 120 hochpreisige Wohnungen soll es geben, der Baustart war für 2015 oder 2016 angekündigt worden. Zum aktuellen Stand der Planung wollte sich Frankonia nicht gegenüber der WZ äußern.