Düsseldorf wird zum Filmstar
Der WDR porträtiert zehn Städte des Landes, und die Landeshauptstadt kommt dabei ziemlich gut weg.
Düsseldorf. „Heimatabend“ — der Titel einer Dokumentarreihe des WDR, bei der zehn Städte Nordrhein-Westfalens porträtiert werden, klingt recht volkstümlich. Neben Köln, Bonn, Aachen, Duisburg und Dortmund kommt auch Düsseldorf groß raus. Prominente Einwohner und Lokalgrößen erzählen ihre persönlichen Erfahrungen mit der Stadt. Bei der Preview im Robert-Schumann-Saal sind sie anwesend und plaudern weiter, unter ihnen etwa TV-Moderatorin Bettina Böttinger, Ehrenoberbürgermeisterin Marlies Smeets und Karnevalswagen-Künstler Jacques Tilly.
Der Film von der Regisseurin Ulrike Brincker stellt Düsseldorf und seine Nachkriegsgeschichte sehr facettenreich dar: Freilich stellt man die viel bewunderte, aber auch belächelte Kö als glitzernde Flaniermeile in den Vordergrund, doch auch die lauschigen Ecken der Altstadt und die Rheinwiesen kommen schön ins Bild. Besonders interessant sind die vielen historischen Aufnahmen, Dokumentarfilm-Schnipsel aus den späten 40er, 50er und 60er Jahren. Oft werden Erinnerungen wach an längst vergangene Stadteindrücke — und wenn es nur eine Reifen-Leuchtreklame an einer Hauswand in der City ist.
Die Kö der 50er Jahre wirkte im Film ungleich vornehmer und stilvoller als die heutige Modemeile mit ihren austauschbaren Boutique-Ketten. Livrierte Kellner servierten auf den Caféterrassen Süßspeisen und Heißgetränke, die Gäste hatten sich für den Besuch fein gemacht. Da wirkt die realistische Dokumentation fast wie ein idealisierender Spielfilm von anno dazumal.
Der Krieg hatte zwar viel zerstört in Düsseldorf, doch viele Prachtgebäude waren stehen geblieben. Doch einflussreiche Architekten wie Friedrich Tamms und Helmut Hentrich wollten nach dem rheinischen Motto „Fott is fott“ alte Häuser abreißen und einen Hauch von Amerika in die Stadt wehen lassen. Ehrenbürger Udo van Meeteren, einer der Zeitzeugen, die im Film interviewt werden, erinnert sich, wie Helmut Hentrich mit einem in drei Teile gerissenen Bierdeckel demonstrierte, wie er sich sein Dreischeibenhaus (1957) vorstelle.
Über die unscheinbaren Ecken, die nichts mit Prunk, aber viel mit Heimat zu tun haben, spricht Bettina Böttinger, die ihre Kindheit und Jugend in Düsseldorf verbrachte, mit den Eltern an der Schützenstraße am Wehrhahn wohnte.
„Man konnte damals noch auf der Straße spielen“, sagt Bettina Böttinger. Die meiste Zeit habe sie allerdings im Hofgarten verbracht. „Da gab es damals so ein tolles großes Eisen-Karussell, an dem man sich festhalten konnte.“ Dann brach die heute in Köln lebende Moderatorin noch eine Lanze für den Düsseldorfer Rosenmontagszug. „Die Karikaturwagen sind hier viel frecher und mutiger als in Köln.“