Ramadan in Benrath Fastenbrechen bei Düsstanbul
BENRATH · Im Zelt auf dem Benrather Schützenplatz ist bei aller guten Stimmung die Erdbeben-Katastrophe in der Türkei immer präsent.
Fasten ist für Ayse eine Selbstverständlichkeit. Es gehört zum Leben der Düsseldorferin, während des Ramadan tagsüber auf Essen und Trinken zu verzichten, wie es für Muslime religiöse Vorschrift ist. „Fasten ist eine Frage der Einstellung“, betont die Mutter von zwei Kindern. Essen und Trinken ist erst beim „Fastenbrechen“ nach Sonnenuntergang wieder erlaubt. Dafür treffen sich die Fastenden meist daheim im Kreis ihrer Familien.
Zum Fastenbrechen in großer Gemeinschaft lädt in diesem Jahr erstmals das „Festi Düsstanbul“ ein – und zwar Muslime und ausdrücklich auch Nicht-Muslime. „Festi Düsstanbul will alle Menschen verbinden“, unterstreicht Veranstaltungsmanager Izzet Bektas die integrative Absicht. Gemeinsam essen und trinken, gemeinsam shoppen und Musik hören ist das Motto bei dem fröhlichen Treffen im Festzelt auf dem Benrather Schützenplatz und in der angrenzenden Elegance Eventlocation. Der Reinerlös der Veranstaltung kommt Erdbebenopfern in der Türkei zugute.
Ayse gönnt sich zum Abschluss ihres Fastentages den kulinarischen Leckerbissen „Pide“, ein türkisches Fladenbrot mit Hackfleisch oder würzigem Käse gefüllt. Für den Nachtisch liebäugelt sie mit Churros. Das spanische Süß-Gebäck ist eine der vielfältigen internationalen Spezialitäten, die an den Koch-Ständen im 1400 Quadratmeter großen Festzelt frisch zubereitet und angeboten werden. Auch Tantuni ist zu empfehlen. Das fein geraspelte Entrecote, mit Tomate, Zwiebeln und Petersilie gewürzt, wird in einer Teigtasche serviert.
Inmitten einer Schar von rund 300 fastenden oder einfach nur genussfreudigen Gästen ist das Fastenbrechen nicht bloß ein Ritual, „sondern zugleich ein Erlebnis“, urteilt Ayse. Ihr vierjähriger Sohn Emirhan tobt derweil mit seiner zwei Jahre älteren Schwester Saregul ausgelassen auf einer der Hüpfburgen in der geräumigen Spielecke.
In der Eventhalle ist der Buchautor Alisan Kapaklikaya anzutreffen und erfüllt Autogrammwünsche. „Liebe in der Welt verbreiten“, ist die literarische Botschaft des 61-Jährigen, der mit seiner Familie in Ankara lebt und eigens für Lesungen auf dem Festi Düsstanbul aus der türkischen Hauptstadt angereist ist. An einem der Marktstände in der Eventhalle, wo neben Kleidung auch Haushaltsgeräte angeboten werden und Veranstaltungssponsor Provinzial mit einem Infostand vertreten ist, bietet Özlem Demiran in der Türkei hergestellte Reinigungsprodukte an. Die Händlerin lebt seit 1977 in Düsseldorf und hofft vor allem, dass die mit dem Festi Düsstanbul verknüpfte Spendenaktion erfolgreich ist. Die Not und das Leid der Menschen, die von dem Erdbeben, welches im Februar das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert hatte, kennt sie nur zu gut. Auch zwei ihrer Nichten, die neun Jahre alte Seynep und die 16-jährige Ebrar sind unter den Trümmern eingestürzter Häuser ums Leben gekommen, berichtet Özlem Demiran. „Von dem Spendengeld, welches wir hier beim Festi Düsstanbul einnehmen, wollen wir Spielzeug und Kleidung vor allem für Kinder kaufen, die alles verloren haben“, verspricht Izzet Bektas. Ein LKW-Transport in die Türkei ist für Mitte April geplant.