Kommen und gehen in Düsseldorf Startup aus Flingern will die Welt der Möbel revolutionieren
Düsseldorf · Das Flingeraner Unternehmen Kiyo entwickelt Möbel, die sich immer wieder umbauen lassen. Das System wurde schon ausgezeichnet.
Als Jonathan Knyrim während seiner Schreinerlehre ganze zwei Tage lang 296 Teile für einen Einbauschrank zuschnitt, war das für ihn ein entscheidender Moment. „Ich habe mir damals gedacht, das muss doch einfacher gehen. Und ich hatte den Wunsch und die Idee, das einfachste Möbel zu bauen, das möglich ist“, sagt der heute 25-Jährige. Diese Vision hat er nach seiner Lehre weiter verfolgt. Er jobbte als Schreiner, meldete ein eigenes Gewerbe an und entwickelte erste Modelle. Gefördert wurde er dabei durch ein Gründerstipendium und einen Investor. Ein Jahr brauchte der ehemalige Görres-Schüler, um mit dem Label Kiyo und dem Möbelsystem R1 eine eigene Marke zu entwickeln.
In einem Hinterhof in Flingern an der Lichtstraße wurde inzwischen ein Büro bezogen. Dort arbeitet ein junges Team an der Weiterentwicklung der Marke und daran, diese bekannt zu machen. Dafür hat sich Gründer Knyrim mit Jakob Hunold und Stefan Völker zwei ehemalige Klassenkameraden und Freunde mit ins Boot geholt. Während Völker unter anderem für die Website verantwortlich ist, kümmert sich Hunold um das Marketing und den Vertrieb. Das gemeinsame Ziel: Möbel anzubieten, die nachhaltig, langlebig, wandelbar, einfach zu montieren und bezahlbar sind.
Das soll mit dem Regalsystem R1 erreicht werden. Dabei handelt es sich um einen stabilen Kubus, der in knapp einer Minute aus vier gleichen Bauteilen zusammengesteckt werden kann. Dieser Kubus kann mit weiteren dieser Elemente und einem Aufsatz zu einem Regal, Sideboard, Nachttisch oder Hocker verwandelt werden. Zusammengehalten werden die Teile durch starke Magnete. Das Schrauben entfällt somit vollständig und die Möbelstücke können problemlos auseinandergenommen und immer wieder ohne Aufwand neu zusammengesetzt werden.
„Die Wandelbarkeit macht R1 so langlebig, denn man kann das Möbelstück zum Beispiel nach einem Umzug den neuen Gegebenheiten anpassen“, sagt Hunold. Aus einem Sideboard wird in kürzester Zeit ein Regal. „Nicht nur im privatem, sondern auch im geschäftlichen Bereich ist das interessant. Geschäfte können so schnell eine Präsentationsfläche neugestalten, ein Messestand ist schnell aufgebaut. Es gibt viele Benutzungsmöglichkeiten.“ Das hat die Fachwelt bereits überzeugt. So wurde Kiyo mit dem German Design Award ausgezeichnet. Eine weitere Auszeichnung steht am 3. April an. „Welcher Preis das ist, dürfen wir noch nicht verraten“, sagt Knyrim.
Möbel im Mittelpreissegment
in Deutschland wenig vertreten
Er legt Wert auf eine möglichst nachhaltige Produktion und lässt in NRW fertigen. Um die Wege möglichst kurz zu halten, wurde ein Hersteller für die MDF-Platten und ein Produzent gesucht, die nicht weit voneinander entfernt liegen. „Da die Produktion durch die gleichen Teile sehr einfach ist, spiegelt sich das im Preis wieder. Wir wollen uns im Mittelpreissegment platzieren, das im Möbelmarkt in Deutschland wenig vertreten ist“, sagt Hunold. Ein Kubus mit Aufsatz kostet zurzeit 139 Euro. Ihn gibt es in den Farben schwarz und weiß - braun soll demnächst dazukommen.
Langfristig will Kiyo auch die Produktpalette um andere Möbelstücke wie Bett, Tisch und Stuhl erweitern und auch nach Alternativen zum Holz suchen. „Wir richten uns da nach den Kundenwünschen.“ Zurzeit wird aber erst noch an Erweiterungsmöglichkeiten für R1 gearbeitet. Eine Wandaufhängung, Schubladen und Türen sind in der Planung. „Und wir wollen uns bekannt machen“, sagt Hunold. Denn bisher wird R1 nur online vertrieben.
Dafür haben die Gründer viel vor. Sie werden zum Beispiel auf der Möbelmesse in Köln dabei sein, sind mit mehreren Händlern im Gespräch und zeigen ihr Produkt in Pop-up-Stores. „Denn wir haben erlebt, dass die Begeisterung groß ist, wenn man das Stück selber anfassen und erleben kann“, sagt Jonathan Knyrim.
Eine Bewerbung für die Sendung für Gründer „In der Höhle der Löwen“ läuft zudem. „Bislang haben wir aber noch keine Antwort erhalten“, sagt Hunold.