Aktion für sozialere Stadt „Wunschkonzert“ für bezahlbaren Wohnraum
Düsseldorf · Aktion von Anwohnern der Kiefernstraße für sozialere Stadtplanung. Auch OB Geisel kam zum Gespräch.
Ein buntes Völkchen hatte sich am Samstagnachmittag zum „Wunschkonzert“ auf dem Bauwagenplatz an der Kiefernstraße versammelt. Bei Live-Musik von Bands wie Heavy Gummi, Kaffee und Kuchen wirkte es so, als hätte man sich zu einem entspannten Nachbarschaftsfest verabredet. Der Anlass allerdings war und ist weniger entspannt. Seit Monaten machen die Anwohner von Kiefern- und Erkrather Straße ihrem Ärger mit verschiedensten Aktionen Luft. „Es muss doch möglich sein, dass eine Stadt wie Düsseldorf bezahlbaren Wohnraum realisiert“, meint Inge Sandvoss und verweist auf Wien. „Dort hat die Kommune Häuser zurückgekauft und als sozialen Wohnraum ausgewiesen.“
Inge Sandvoss gehört zu den Bewohnern der Kiefernstraße, die Mitbestimmung beim geplanten Bauvorhaben der Cube Real Estate an der Erkrather Straße, einfordern. „Und nicht nur da“, betont sie. „Warum werden Anwohner nicht grundsätzlich gefragt, was sie sich für ihr Quartier wünschen, wenn neue Baugelände ausgewiesen werden?“ Eine Frage, die ihre Nachbarn Anfang des Jahres Thomas Geisel gestellt hatten, als Pläne für einen Hotelneubau im Viertel bekannt wurden. Worauf der OB mit „Das ist doch hier kein Wunschkonzert“ konterte.
Die so Zurechtgewiesenen fanden, doch, genau das sei es, und luden das Stadtoberhaupt erneut zum Gespräch. Diesmal unter freiem Himmel auf der improvisierten Bühne des Bauwagenplatzes. „Der Investor wäre mit dem Hotel hier nicht glücklich geworden“, gab sich Geisel überzeugt. Denn die Pläne für eine Touristenherberge sind inzwischen vom Tisch. Dafür soll es jetzt einen Neubau mit so genannten Mikrowohnungen geben. „Die sich doch hier keiner leisten kann“, kam es aus dem Publikum.
Davon wollte Geisel aber nichts hören. „Wir haben hier in Düsseldorf unser gesamtes Budget für sozialen Wohnraum ausgeschöpft“. Man könne nun mal nicht zaubern und die Filetstücke, die im Eigentum der Stadt seien, müssten nun mal für viel Geld verkauft werden. Für alles andere sei die Städtische Wohnungsgesellschaft (SWD) zuständig, die den sozialen Wohnungsbau vorantreibe.
Von Geisel auf ihre Wünsche angesprochen, äußerten die Bewohner, dass eine Stadt nur bunt sein könne, wenn die Quartiere lebendig blieben sprich: bezahlbaren Wohnraum erhalten und schaffen, aber auch Freiräume ermöglichen und eine Stadtplanung, die sich am Gemeinwohl orientiere, anstatt sich an Investoren und deren Vorhaben auszurichten.
Von Wohnraum, der in Gewerbeflächen umgewandelt würde, wollte Geisel nichts wissen. „Das ist ein Thema der 90er. Wir haben viel größere Probleme mit Wohnraum, der für Airbnb und Ferienwohnungen zweckentfremdet wird“, stellte er klar und sah durchaus Handlungsbedarf. Und wie sieht es mit dem Leerständen aus, Büroflächen, die als Wohnraum genutzt werden könnten? Das wäre ein Diskussionsthema fürs nächste Mal.
Die Bewohner von Kiefern- und Erkrather Straße werden auch weiterhin Aktionen planen, um Politiker und Bürger dafür zu sensibilisieren, dass Lebendigkeit, Vielfalt und Gemeinschaftssinn auf der Strecke bleiben, wenn nicht bald gegengesteuert werde.