Kirche Düsseldorfer Protestanten geben ihre Kirchen in Lörick und Derendorf auf
Düsseldorf · Die Zahl der Kirchen sinkt mehr und mehr in Düsseldorf. Was auf sie folgt, ist ganz unterschiedlich.
Ein Symbol für österliche Freude ist der auferstandene Christus mit der Siegesfahne in der Hand. Den christlichen Kirchen ist jedoch kaum Freude anzumerken. Immer mehr Protestanten wie Katholiken verlassen die Kirchen. In Oberkassel und Lörick sank die Zahl der evangelischen Gemeindemitglieder auf 5906. Demnächst gibt es dort nur noch die Auferstehungskirche. Die Philippuskirche wird entwidmet. Die Zukunft der Gemeinde Heerdt ist bei 1450 Mitgliedern noch nicht entschieden.
Ursprünglich sollte die Löricker Philippuskirche ihren Status als Gotteshaus beim Sommerfest im Juni verlieren. Aber nun soll die Gemeinde noch etwas „besser mitgenommen werden“, wie es Pfarrer Michael Rischer nennt. Die Mitglieder sind vermutlich längst entnervt, denn seit 20 Jahren wird über das Areal an der Hansaallee 300, Ecke Grevenbroicher Weg nachgedacht. Es ist mit 7500 Quadratmetern riesig groß. Ein Filetstück in bester Lage. Makler rennen der Gemeinde die Türen ein. Aber an einen Verkauf ist nicht gedacht. Pfarrer und Presbyter nehmen die Geschicke selbst in die Hand.
Ende September wird die Philippuskirche offiziell entwidmet
Gespräche mit der Stadt verliefen unter dem damaligen Planungsdezernenten Gregor Bonin im Sande. Nun aber wird „Philippus“ aufgegeben, die kirchlichen Gegenständen kommen in die Auferstehungskirche. Dies soll nun Ende September nach einem „Entwidmungsgottesdienst“ geschehen. Das zurückgelassene Gebäude, das von dem Düsseldorfer Architekten Hans Junghanns stammt und 1964 geweiht wurde, könnte theoretisch abgerissen werden. Noch ist nichts entschieden. Presbyter Gordon Spitzer erklärt: „Wir haben jahrelang herumgedoktert und sind an verschiedenen Hürden gescheitert. Jetzt holen wir uns über eine Machbarkeitsstudie neue Ideen für zwei Alternativen. Im einen Fall bleibt die Kirche bestehen, im anderen Fall nicht.“
Auf Anraten der Diakonie soll es auf dem Gelände eine vierzügige Kita und zwei große Versammlungsräume für Kinder und Senioren geben. So kann das Gemeindeleben in reduzierter Form bestehen bleiben. Ob die Kirche als Gebäudehülle erhalten bleibt und umgenutzt wird, steht noch nicht fest.
Spitzer betont: „Wir planen altengerechte Wohnungen, aber keine Heine-Gärten. Wir behalten das Gelände, denn wir brauchen die Erträge, um langfristig den Standort Oberkassel zu halten.“ Die Auferstehungskirche, auf die sich die Gemeinde zukünftig konzentriert, ist mitsamt Fassade, Vorplatz und Gemeindesaal saniert. Schon jetzt werden in Lörick die Gottesdienste reduziert oder ins Haus Lörick verlegt.
Insgesamt hat sich in der evangelischen Kirche in letzter Zeit viel verändert. Die Verantwortlichen sprechen ungern vom Rückzug, eher von „Zukunft Kirche“. Der Standort Rath wurde 2009 aufgegeben. In Gerresheim wurden 2010 die Apostel- und die Gnadenkirche abgerissen und die Gustav-Adolf-Kirche zum modernen Gemeindezentrum ausgebaut. Die „Oster-Kirchengemeinde“ steht für Melanchthon in Düsseltal und Trinitatis in Rath.
Bei der jüngsten Fusionswelle wurde die Lukaskirche in Lierenfeld aufgegeben. In Eller konzentriert sich zukünftig das Gemeindeleben auf die Schlosskirche mit der Markuskirche in Vennhausen. Die Kreuzkirche bildet mit Zionskirche in Derendorf und Neanderkirche in der Altstadt eine Gemeinde, aber in der Zionskirche finden seit 2017 keine Gottedienste statt. Pressesprecher Ulrich Erker-Sonnabend: „Die Kirche ist außer Betrieb, aber nicht entwidmet.“
Ebenfalls 2017 wurde in Unterrath nach der Matthiaskirche nun auch die Pauluskirche der Sparwelle geopfert. Unter dem Motto „Wohnen in der Kirche“ ist der Umbau der Pauluskirche geplant. Die Petruskirche wird zum geistigen Zentrum für Unterrath und Lichtenbroich.
Die Zahl der Gemeindemitglieder beider Konfessionen ist rückläufig
In den 1970er Jahren gab es gut 200 000 Protestanten in Düsseldorf, jetzt sind es 105 000. Bei den Katholiken sank die Zahl von 230 000 im Jahr 2000 auf 184 000. Die katholische Kirche machte daraufhin ohne viel Federlesen aus 40 Pfarreien 15 Seelsorgebereiche. Sie behält jedoch ihre Immobilien oder übergibt sie an die Caritas zur Projektentwicklung. Die Protestanten hingegen verkauften an die Caritas das riesige Gelände der Epiphaniaskirche in Rath. Nach Auskunft der Caritas-Sprecherin Stephanie Agethen entstehen nun die „Neuenhofgärten“ für 30 Millionen Euro durch die Beamten-Wohnungs-Baugenossenschaft und die Caritas, wobei die Caritas 14,3 Millionen Euro beisteuert. Bis 2021 sind Altenzentrum, drei Wohnhäuser, Kita mit Familienzentrum in der Trägerschaft der Diakonie sowie 37 Genossenschaftswohnungen fertiggestellt. Der Caritas-Verband ist Eigentümer der Pflegeeinrichtung einschließlich von Grund und Boden. Die übrigen Einrichtungen gehören der Baugenossenschaft. Zuvor hatte die Caritas in Garath das Areal der evangelischen Hoffnungskirche erworben. Sie baut ein Altenzentrum für 9,4 Millionen Euro, das 2020 eröffnet.
Nur der Abriss von Sankt Anna in Niederkassel und die Bebauung des Areals mit Wohnungen, größerer Kita und Gebetssaal macht Probleme. Anlieger und Bezirksvertretung wehren sich gegen eine massive Bebauung. Hier wird abgespeckt.