Neues Orchester in Düsseldorf Für mehr Frauenpower in der Musik
Düsseldorf · Mit dem ersten Frauen-Orchester Düsseldorfs will Stephanie Schmitz-Oehler Musizierende, Komponistinnen und Dirigentinnen mehr Gehör verschaffen. Die Meisterschülerin sucht noch Mitstreiterinnen.
Ein Leben ohne Musik kann sich Stephanie Schmitz-Oehler nicht vorstellen. Seit sie denken kann, musiziert sie. „Ich konnte schnell viele Instrumente spielen, ohne viel zu üben. Manchmal auch zum Leidwesen meiner Eltern“, erzählt sie. Sie spiele allerdings kein Instrument perfekt. Ihre Talent liege mehr in der Bandbreite, gibt die 32-Jährige zu. Mehr als das Spielen liebe sie das Dirigieren. „Wenn man mit den Musikern wortlos kommuniziert, ihnen vermittelt, was man möchte und sie das dann umsetzen, das ist wie ein Zauber, einfach phantastisch“, schwärmt sie.
Jetzt hat Schmitz-Oehler ein in Düsseldorf einzigartiges Orchester gegründet, das „Erste Frauen Orchester Düsseldorf“. Mit dem Verein will sie sich für Frauen in der Musik stark machen, Musizierende, Dirigentinnen und Komponistinnen. Frauen seien in der Musikbranche unterrepräsentiert. Je wichtiger ein Orchester sei, desto geringer sei der Frauenanteil. Auch Dirigentinnen im Profibereich könne man an zwei Händen abzählen, denn man traue ihnen oft nichts zu. „Ähnlich ist es mit Komponistinnen, die lange regelrecht ignoriert wurden. Zurzeit sind nur acht Prozent der gespielten Stücke von Frauen“, so Schmitz-Oehler. Sie wolle jetzt die Augen auf die Frauen richten, was aber nicht heiße, dass im Spielplan auf gute Werke männlicher Komponisten verzichtet würde.
Noch ist das Orchester in der Planung, ein Probenraum wird gesucht. „Der hängt auch von der Größe des Orchesters ab. Ich bin dankbar für jeden Hinweis auf einen, am besten kostenlosen, Probenraum. Wir stehen ja noch am Anfang. Auch Tipps für Förderungen und Auftrittsmöglichkeiten nehme ich gerne an.“ Für das Orchester werden Amateurmusikerinnen jeden Alters mit einer guten Ausbildung gesucht. Profis seien natürlich auch sehr willkommen.
Schwierig könnte es werden, die typisch männlichen Instrumente wie Bass, Schlagwerk oder auch Blechbläser zu besetzen. „Fagott und Oboe brauchen wir auch dringend“, sagt die Vereinsvorsitzende. Momentan stehe eine Handvoll Musikerinnen bereit. „Zwölf bis fünfzehn sollten wir auf jeden Fall werden, sonst braucht man keinen Dirigenten“, so Schmitz-Oehler. „Eine Obergrenze gibt es nicht. Es wäre toll, wenn wir im Laufe der Jahre auf vierzig bis siebzig wachsen könnten. Dann hätten wir eine klassische Besetzung.“ Ein Vorspielen wird es nicht geben. Jeder könne erst einmal vorbeikommen und mitmachen. Geprobt werden soll einmal in der Woche. Die Regelmäßigkeit ist der Dirigentin wichtig. Daher sollte das Orchester den Musikerinnen nicht nur Spaß machen, sondern auch ernst genommen werden.
Das Dirigat übernimmt Schmitz-Oehler selbst. Schon mit 15 Jahren hat sie ihr Heimatorchester übernommen und mit 19 Jahren die C3-Dirigentenausbildung als Jahrgangsbeste absolviert. Es folgten mehrere Orchesterleitungen und Meisterkurse in ganz Europa. Voriges Jahr nahm sie Musikerin an der European Union Conducting Competition in Bulgarien teil und schaffte und es unter die besten 40 von 600 Dirigenten. Zurzeit besucht die 32-Jährige die Meisterklasse von Rüdiger Bohn an der Robert Schumann Hochschule.
Trotz ihrer großen Leidenschaft hat Schmitz-Oehler sich dagegen entschieden, Musik zu ihrem Beruf zu machen. „Ich wusste, dass die Chancen nicht gut sind, und eine Dirigenten-Laufbahn mit einer Familie nicht vereinbar ist. Für mich ist es der bessere Weg, Musik ohne finanziellen Druck zu machen.“ Am liebsten mit gleichgesinnten Frauen, mit denen sie auf Augenhöhe arbeiten kann. „Im Ersten Frauen Orchester Düsseldorf soll sich jede mit ihren Ideen einbringen . Ich möchte Spaß mit fantastischen Musikerinnen haben, die genau soviel Lust auf wunderbare Musik haben wie ich.“
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