Ein Paganini in der Trattoria
Passanten bleiben fürs Gratiskonzert stehen: Der italienische Geiger Mario di Nonno übt sonntags im „La Luce Due“.
Düsseldorf. Wer am Sonntag über die Dorotheenstraße geht und sich der Ecke Ackerstraße nähert, sollte sich nicht wundern, wenn er plötzlich Töne einer Violine vernimmt. Denn in der dort ansässigen Trattoria "La Luce Due" übt zu dieser Zeit der aus dem süditalienischen Manfredonia stammende Geiger Mario di Nonno Bravourstücke von Paganini oder Diabolisches wie Tartinis TeufelsTrillersonate. Dann bleiben Passanten vor dem großen Fenster stehen, manche winken dem in der sonntags geschlossenen Trattoria musizierenden Geiger zu. Und auch Hunden bleibt das ungewöhnliche Schauspiel nicht verborgen: Sie fangen vor der Türe an zu bellen.
Wie kommt nun ein übender Geiger in eine ansonsten menschenleere Trattoria? Das Rätsel ist leicht aufzulösen: Der Gastronom Remo Cecere, der "La Luce Due" mit Koch Roberto Esposto betreibt, hat mit Mario zusammen einst die Schulbank im apulischen Manfredonia gedrückt.
Und nun bot er Mario an, bei ihm in Düsseldorf zu wohnen, um hier musikalisch Karriere zu machen. Jedoch: Sonntags wollen die Nachbarn Stille haben. Und so kam man auf die Idee, Mario am Ruhetag im eigenen Laden spielen zu lassen. Aber auch wenn Roberto am Herd steht, spielt Mario Violine. Und schon ist der Chef inspiriert zu einer neuen Nudelgericht-Kreation: "Tragressione", was so viel bedeutet wie "gegen die Regel" und eine raffinierte Neuinterpretation der Spaghetti Carbonara auf den Teller bringt.
"Ich kenne Mario von Kindesbeinen an", sagt Remo. Schon damals sei Mario unter den Mitschülern immer "der Musiker" gewesen. "Während wir in der Freizeit spielten, fuhr Mario ins benachbarte Foggia, um neben dem Gymnasium noch an der Musikhochschule zu studieren", berichtet Remo.
Nun hofft Mario, der sogar schon bei den Sinfonikern vorgespielt hat, auf eine erfolgreiche Musikerlaufbahn. "In Deutschland sind die Chancen für Musiker viel größer als in Italien", betont Mario, der erst seit knapp zwei Wochen in Düsseldorf wohnt. Er sagt, die kulturelle Vielfalt der Stadt und die vielen Auftrittmöglichkeiten in der Region seien weltweit einzigartig. Hier sucht er nun Musiker zur Bildung eines großen Streicher-Ensembles, für die er Violinisten, Bratscher, Cellisten und einen Kontrabass-Spieler braucht. Aber auch Musikstudenten will er unterrichten und aufs Examen vorbereiten. Für die Kontaktaufnahme hat der 30-Jährige jetzt sogar eine Homepage eingerichtet, auf der er sich ausführlich vorstellt.