IHK: Einkaufszentren sind nicht der Königsweg

Interview: Handelsexperte glaubt nicht, dass die Arcaden Kaufkraft aus anderen Städten anziehen.

Düsseldorf. Es könne nicht im Interesse der Stadt sein, der Wirtschaft in der City durch ein "überdimensioniertes Einkaufszentrum unmittelbar am Rand der Innenstadt das Wasser abzugraben". So erklärte der damalige IHK-Präsident Hermann Franzen 2005 im WZ-Interview die Position der Handelskammer zum Bau der Düsseldorf Arcaden. Inzwischen hat sich viel getan - nicht nur auf der Baustelle am Bilker Bahnhof, sondern auch in den Nachbarstädten. IHK-Handelsexperte Ulrich Biedendorf erklärt seine aktuelle Sicht auf das Bauprojekt.

WZ: Herr Biedendorf, wie beurteilen Sie und die IHK heute die Düsseldorf Arcaden?

Biedendorf: Das Einkaufszentrum ist zu groß - das ist unsere alte und unveränderte Position.

WZ: Gerade hat in Essen das Einkaufszentrum Limbecker Platz eröffnet, in Neuss wird das Huma-Center ausgebaut. Muss Düsseldorf nicht nachziehen?

Biedendorf: Wenn jede Stadt ein solches Zentrum hat und dazu den Wunsch, Kaufkraft aus der jeweiligen Nachbarstadt abzuziehen, muss das irgendwann ein Nullsummenspiel sein. Es gibt auch andere Wege: einen guten Branchenmix mit Gastronomie und Veranstaltungen in der Innenstadt.

WZ: Also soll Düsseldorf sich auf die City konzentrieren?

Biedendorf: Es gibt kaum Städte in Deutschland, die mit solcher Zentralität punkten können. Die Innenstadt muss attraktiv bleiben - aber die Stadtteile müssen ihre Bürger natürlich versorgen können. Die Stadt hat dazu den Rahmenplan Einzelhandel erarbeitet und ist damit auf einem guten Weg. Sie sollte ihn weitergehen, statt sich verleiten zu lassen, jede Brache zu bebauen.

WZ: Sehen Sie die Arcaden nicht als Chance für den Handel?

Biedendorf: Die Arcaden werden höchstens eine geringe zusätzliche Kaufkraft aus dem südlichen Kreis Mettmann anziehen - aber schon nicht mehr aus Neuss. Allerdings wird der innerstädtische Wettbewerb im Einzelhandel durch das neue Center erheblich verschärft.