Ein Student mischt sich ein
Piotr Zapasnik setzt lokalpolitische Themen auf Plakaten kritisch in Szene — und hängt diese an öffentlichen Orten auf.
Düsseldorf. Es sind Plakate in schlichtem Design, ohne Farben, rein in schwarz-weißer Optik, die seit Ende Oktober an rund 40 Stellen in Düsseldorf zu finden sind. Sie hängen an Litfaßsäulen und an Plakatwänden, an Bauzäunen und an den Wänden einiger Unterführungen.
Sie setzen Themen der Lokalpolitik kritisch in Szene, bereiten sie grafisch auf — und enthalten immer einen Kommentar, eine Botschaft, eine Sichtweise auf die Dinge. Wer sie herstellt, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen; lediglich der Schriftzug „D-facto“ befindet sich am unteren Bildrand, daneben ein QR-Code. Piotr Zapasnik (26) heißt der Mann, der sich dahinter verbirgt und die Plakate in Eigeninitiative produziert.
Begonnen hat alles mit der Wahl eines Themas für seine Bachelor-Arbeit im Fach Kommunikationsdesign, das er an der Fachhochschule studiert. Er entwickelte die Idee der Plakate und setzte die ersten Motive um.
Seitdem ist das morgendliche Studium der Düsseldorfer Nachrichten und Zeitungen für ihn zur Pflichtlektüre geworden. „Daraus beziehe ich meine Ideen, bekomme Anregungen, bilde mir eine erste Meinung“, sagt Zapasnik. Ende Oktober zeichnete er sein erstes Plakat, mittlerweile sind 13 Zeichnungen entstanden. Zwei Plakate pro Woche hat er sich als Ziel gesetzt, bis Ende Januar läuft sein Projekt.
„Alles wird mit Hand gezeichnet und erst im Nachhinein digitalisiert“, sagt er. Die Schlichtheit seiner Plakate sei ganz bewusst gewählt — sie sollen auffallen zwischen all den bunten und farbenfrohen Werbeplakaten, sollen eine Art Gegenpol bilden. „Kritische Plakate gib es so gut wie nie auf der Straße zu sehen, meist verstauben sie in den Fluren der Hochschule, hängen in Räumen herum, vergilben dort.“
Wenn es um die Umsetzung des Themas gehe, müsse er von Zeit zu Zeit mit sich selbst kämpfen. „Ich stehe immer vor der Entscheidung zwischen Abstraktion und Offensichtlichkeit, zwischen leichter und schwerer verständlicher Kritik“, sagt der Künstler. Beide Varianten hat er schon ausgelebt, beide Varianten spiegeln sich in den Plakaten.
Eines der Themen, das er eher offensichtlich kritisiert, ist der diskutierte Wegfall der Straßenbahnlinie 708 und deren Ersatz durch einen Ast der neuen Wehrhahn-Linie. Die Enden eines schwarzen U sind dabei auf dem Papier zu Händen mutiert, die eine Straßenbahn in der Luft zerreißen, ihr regelrecht die Gleise unter den Rädern wegziehen. „Die 708 darf keiner U-Bahn weichen“, steht als Botschaft über der Grafik.
Unterstützt wird Zapasnik bei seinem Projekt von einer Plakatfirma, die ihm die 40 Plakatflächen in der Stadt kostenlos zur Verfügung stellt, lediglich für den Druck der Plakate muss er selber aufkommen. Günstig sei die Angelegenheit trotzdem nicht, sagt er, am Ende des Projektes rechnet er mit Gesamtkosten von fast 3000 Euro. Wenn er die Produktion Ende Januar abschließt, will er etwa 20 Plakate haben. Nach und nach werden diese dann aber aus dem Stadtbild verschwinden, denn eine weitere Ausstellung ist vorerst nicht geplant.