Eine Grabstätte erinnert an die Kinder ohne Namen

Auf dem Gräberfeld für totgeborene Kinder können betroffene Eltern gemeinsam trauern.

Düsseldorf. Verliert man einen geliebten Menschen, so ist es für die meisten tröstlich, einen Ort zu haben, an dem man sich erinnern und trauern kann. Dabei ist es egal, ob man den Verstorbenen lange Jahre kannte, oder ob er das Licht der Welt nie wirklich erblickt hat. „Viele der Kinder, die hier begraben sind, hatten noch keinen Namen“, sagt Pastorin Konstanze Meschke beim Besuch des Gräberfeldes für totgeborene Kinder auf dem Nordfriedhof.

Die evangelische Pastorin ist Seelsorgerin im Evangelischen Krankenhaus und berät regelmäßig Eltern, die vor der schweren Aufgabe stehen, eine Ruhestätte für ihr Kind zu finden. „Manche bestatten es im Familiengrab, aber die meisten entscheiden sich für ein Sammel-Begräbnis hier auf dem Nordfriedhof“, sagt Meschke.

Seit 2003 werden hier vier Mal im Jahr die totgeborenen Kinder der Düsseldorfer Geburtskliniken in einem gemeinsamen Sarg beigesetzt. „Meist sind es zwischen 25 und 35 Kinder“, sagt Inge Müller, Vorsitzende der Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim, die das Gräberfeld betreut. „Bislang wurden hier 989 Kinder bestattet.“

Was im ersten Moment nach Massengrab klingt, ist tatsächlich ein liebevoll angelegter Ort mit Blumenbeeten und gepflegten, bunten Gräbern, die vor lauter Figürchen und Gedenktafeln, Gestecken, Laternen und Windrädern schier überzuquellen scheinen. „Manchmal sind sogar die Bäume rund um die Grabstätten dekoriert“, sagt Stefan Süß, Leiter des Nordfriedhofs.

Ein Stein erinnert an „Bruno“, ein anderer an „Sarah“, manche tragen aber auch Kosenamen, wie „Krümelchen“ oder „Wölkchen“. „Viele Eltern hatten eben noch keinen Namen für ihr Kind“, erklärt Süß. Im Zentrum des Feldes ragt eine steinerne Säule aus bunten Ringen in die Höhe: ein Erinnerungsmonument, gestiftet von den Düsseldorfer Steinmetzen, welches jedes Jahr um einen Ring erweitert wird.

Am Dienstag ergänzte Steinmetz Hermann-Josef Weuthen das Denkmal um eine neue Schicht. „Wir haben die Seelen der Kinder in Form von Schwingen eingemeißelt, sagt Weuthen. „Viele Kinder hatten schließlich noch kein wiedererkennbares Gesicht.“

Die Bestattung sowie die Pflege und die Gestaltung des Grabfeldes sind für die betroffenen Eltern kostenlos. Die Trauerfeier wird stets von einem evangelischen und einem katholischen Geistlichen begleitet. „Anhänger anderer Religionen können aber auch eigene Riten abhalten“, sagt Müller. Nach der Beisetzung gibt es für die Eltern noch ein kostenfreies Seelsorge-Angebot.

„Das ist aber nicht der Hauptgrund, warum sich die Eltern für diese Form der Beisetzung entscheiden“, sagt Meschke. Für die meisten sei vor allem der Gedanke, dass ihr Kind nicht allein in der Erde liegt, unendlich tröstlich. „Sie sagen, es sei wie ein himmlischer Kindergarten.“