Eine Stadt erweist der Fotokunst die verdiente Ehre
Das von Werner Lippert initiierte „Photo Weekend“ war ein Erfolg. 16 Galerien nahmen teil.
Düsseldorf. Was die Fotografie zu vollbringen vermag, ist viel mehr als das reine Abbild. Das zeigte sich auf dem ersten „Photo Weekend“. Der Fotokunst erwies Düsseldorf als Kunststadt damit den Ruhm, der ihr gebührt. Das NRW-Forum und 16 Galerien nahmen teil. „Einen solchen Andrang von Besuchern erlebe ich selten“, bilanzierte etwa Galerist Rüdiger Voss.
Bei ihm sieht man unter anderem Arbeiten von Kay Kaul und Claudia Rogge. Kaul (54) fängt in seinen Werken Bewegungen von Wolken ein. Regenbogenfarben spiegeln die Spuren des Vorbeiziehens. Der Fotograf setzt technische Mittel wie Mehrfachbelichtung und Farbfilter ein, um einerseits ein realistisches Abbild zu erzeugen, andererseits ein Kunstwerk, in dem sich die Lebendigkeit der Wolken zeigt. „An der Fotografie fasziniert mich die Möglichkeit, auf Realität zurückgreifen und doch abstrakt werden zu können“, sagt der Künstler.
Die vielseitigen Möglichkeiten der Technik nutzen auch Ingolf Timpner und Irene Andessner in ihren „Collaborations“ in der Galerie Bugdahn und Kaimer. Sie interpretieren Arbeiten wie das Selbstbildnis von Albrecht Dürer neu. Spezielle Sofortbildverfahren und seltenes Fotopapier kommen zum Einsatz, um der Neuinterpretation einen modernen Akzent zu verleihen. Timpner (48) legt großen Wert auf die Verbindung von Malerei und Fotografie: „Meiner Meinung nach sind diese Künste keine Gegensätze, sondern beeinflussen sich gegenseitig“, sagt er.
Weniger auf Technik, mehr auf Ausdrucksstärke der Modelle setzen die Fotografen Alexander Chekmenev (43) und Jospeh Huber (25), deren Arbeiten in der Galerie von Clara Maria Sels aushängen. Chekmenev dokumentiert in eindringlichen Schwarz-Weiß-Fotografien die harten Lebensumstände von Menschen aus Donbass, einem Steinkohlegebiet in der Ukraine. Schwerpunkt des jungen Künstlers Huber ist hingegen der interkulturelle Dialog. Er präsentiert Ganzkörperportraits von Menschen aus Ägypten. „Wichtig dabei ist mir, dass man die Individuen sieht, die hinter verallgemeinernden Bezeichnungen wie ,die islamische Welt’, nicht erkennbar sind“, sagt der Design-Student.
Der heilige Berg scheint sich im Rhein zu spiegeln, Oberkassel ist eine exotisch verfremdete Kulisse, die knotigen Knöchel der Platanen am Flussufer verschwimmen zu einer Art Stoffmuster in poppigen Farben. Und wieder der Fujiyama, diesmal als Gipfel von Zuckerwatte vor den Kreisen der Karussells der Rhein-Kirmes.
Der Deutsch-Japaner und Wahl-Düsseldorfer Kanjo Také verbindet mit dem Computerpinsel beide Welten in seinen groß-, vor allem langformatigen Fotomontagen, vielmehr schichtet er sie, oft mit durchscheinenden Lasuren, die den Bildern Tiefe geben. Und Poesie, wenn Fächer, deren Muster aus Hochhäusern geschnitten sind, wie Vögel durch luftige Räume schweben. Dann wieder Geishas, nicht demütig, sondern ungeschminkt kraftvoll wie Kriegerinnen, die ihren Stilkamm als Waffe zücken.
„Bikulturelle Ästhetik“ nennt das Manfred Schneckenberger, zweimaliger Leiter der documenta in Kassel, „Harmonie mit Brüchen“, bei der Eröffnung der Ausstellung im „Kunstraum 49“ im Rahmen des Photo-Weekends. Shia Benders Galerie auf 300 Quadratmetern bereichert erst seit kurzem eine Gegend mit Brüchen: die Graf-Adolf-Straße zwischen Kö und Hauptbahnhof, versteckt im 1. Stock, in Nachbarschaft zu „Licht im Raum“ und Savoy-Theater. Vier Ausstellungen pro Jahr sind geplant.
Insgesamt freut sich Mitinitiatorin Clara Sels über den Erfolg des Foto-Wochenendes und kündigt für nächstes Jahr eine Erweiterung der Festival-Tage an.