Düsseldorf Engelbert Jäger ist seit 25 Jahren St. Martin
Der 61-Jährige reitet am Dienstag als St. Martin durch die Altstadt. Der WZ gewährte er Einblicke in die Vorbereitung — und in seine Gefühlswelt.
Düsseldorf. Als Engelbert Jäger als St. Martin anfing, da stand sein Sohn in der Menge und schaute ihn mit großen Augen an — dass da oben auf dem Pferd sein Papa saß, das hat der Kleine damals gar nicht erkannt. Jägers Sohn ist längst erwachsen, der Vater immer noch der St. Martin, seit 25 Jahren. Wenn er am Dienstagnachmittag aufs Pferd steigt, wird er trotzdem wieder ein bisschen nervös sein.
Dabei hat sich über die vielen Jahre kaum etwas geändert. „Wir treffen uns um halb vier, es gibt Kaffee und Muzen, dann geht’s zum Schminken und Anziehen“, erzählt Engelbert Jäger, den viele Berti nennen. Mit Detlef Hütten und Joseph Ilbertz hat er in den vergangenen Wochen die Vorbereitung gestemmt — Ilbertz war es, der ihn seinerzeit ansprach, als ein neuer Martin gebraucht wurde, und sagte: „Du machst das.“ Branko Alfermann war damals schon der Bettler und ist es heute noch.
Und so gibt es zur Faszination des Martinsbrauchs aus Jägers Sicht auch nicht viel zu sagen. „Es ist einfach eine Tradition.“ Der Martin, der Bettler, die Lieder, die Kinder mit ihren selbstgebastelten Laternen. Es ist genau wie vor 25 Jahren. Deswegen hat Jäger die Sache mit der Umbenennung zum Lichterfest in manchen Kitas auch gar nicht gepasst. „Das ist eine Frechheit!“, findet er und schiebt die rhetorische Frage hinterher: „Warum sollen wir das ändern?“
Anfangs hat Jäger mit Branko Alfermann vorher im Stall ein bisschen die Mantelteilung geübt. Nach 25 gemeinsamen Jahren sitzen die Handgriffe. Ein wenig unruhig wird Jäger dann nur, wenn es weitergeht zum Burgplatz. Dort wird die Mantelteilung noch einmal inszeniert — und bis dahin Jäger die Mantelhälfte wiederbekommen und zusammengeknöpft haben.
Die zweite Mantelteilung haben die Martinsfreunde irgendwann dazugenommen, damit mehr Kinder den Höhepunkt des Abends aus der Nähe erleben können. Zudem ist die Mantelteilung eben nur ein kurzer Akt, so sehr Jäger sich auch bemüht, dass es nicht zu schnell geht. Deshalb gibt es inzwischen eine weitere Neuerung. Vor der Teilung wird die Martinsgeschichte vorgelesen. Die Tochter von Mitorganisator Detlef Hütten übernimmt den Part.
Der Bischof, die Herolde und weitere Reiter gehören noch zum Ensemble. Und rund 50 Ordner, die bei einer Veranstaltung dieser Größe vorgeschrieben sind. „Die ganze Vorbereitung, die dahintersteckt, sehen die Besucher des Umzugs ja gar nicht“, stöhnt Jäger. Spenden eintreiben gehöre auch dazu, rund 10 000 Euro fallen an.
Dass er schon ans Aufhören gedacht hat, ist eins der ersten Dinge, die Jäger im WZ-Gespräch fallen lässt. Nächste Woche wird er 62. Aber irgendwie habe sich noch kein Nachfolger gefunden und ein ganz junger Bursche als St. Martin — das komme vielleicht auch nicht so richtig rüber. Und so hätten er und Alfermann sich das Ziel gesetzt, „vielleicht noch vier bis fünf Jahre“ weiterzumachen. Denn bei aller Arbeit weiß Jäger, es wird am Dienstag so sein wie in den Jahren zuvor: „Man schaut in viele leuchtende Augen.“