Düsseldorf Tödlicher SEK-Einsatz: Randalierer war seit Jahren auffällig
Düsseldorf · Der 32-Jährige war polizeibekannt. Er hatte schon einmal mit einer Armbrust gedroht. Der Diensthund ist nach Not-OP außer Lebensgefahr.
Auf den Stufen vor der Haustür steht eine Kerze, das Schloss zu dem Zwei-Familienhaus ist versiegelt. Sonst deutet nichts mehr darauf hin, welch dramatische Szenen sich am Donnerstagnachmittag auf dem Heinrich-Wilhelm-Weg in Lierenfeld abgespielt hatten. Bei einem SEK-Einsatz war ein 32 Jahre alter Mann erschossen worden, nachdem er einen Polizeihund mit einer Armbrust schwer verletzt und auch die Beamten angegriffen hatte. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft zusammen mit dem Kriminalkommissariat 11 die Ermittlungen übernommen. „Nach derzeitiger Bewertung gehen wir davon aus, dass der Schusswaffengebrauch gerechtfertigt war,“, erklärte Laura Hollmann, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
So lief der Einsatz nach dem Polizeiprotokoll ab:
14.38 Uhr: Nachbarn alarmierten die Polizei, weil sie in dem Haus Schüsse gehört hatten. Die Eltern des 32-Jährigen bestätigen am Telefon, dass sie Todesangst haben. Ihr Sohn habe die 65-jährige Mutter mit einer Armbrust bedroht und „raste völlig aus“.
15.02 Uhr: Beim Eintreffen der Polizei wirft der Randalierer mit Möbeln und Farbeimern. Zivilbeamte werden aus dem Dach beschossen.
15.41 Uhr: Polizisten gelingt es, die Eltern aus dem Garten zu retten. Sie übergeben den Beamten zwei Molotowcocktails. Außerdem geben die Eltern Hinweise, dass ihr Sohn über weitere gefährliche Gegenstände verfügt. Möglicherweise sogar Sprengstoff.
15.42 Uhr: Das SEK trifft ein. Danach entwickeln sich die Ereignisse dramatisch. Weil ein Geruch von Verdünnung wahrgenommen wurde, bestand der Verdacht, dass der 32-Jährige brennbare Flüssigkeiten zur Explosion bringen wollte. Darum entschied sich der Einsatzleiter zum Zugriff. Die Anwohner werden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben.
Der Täter soll sofort das Feuer eröffnet haben
Als die SEK-Beamten mit dem Diensthund die Wohnung betraten, feuerte der Randalierer nach den bisherigen Ermittlungen sofort mit einer Armbrust und einer Schusswaffe auf die Beamten. Dabei wurde der Hund am Kopf getroffen und schwer verletzt. Es kam zu einem Schusswechsel, bei dem der 32-Jährige tödlich getroffen wurde. Die Beamten blieben unverletzt. Der Diensthund befindet sich nach einer Notoperation in der Tierklinik inzwischen in einem stabilen Zustand.
Im Dachgeschoss wurden mehrere verdächtige Gegenstände gefunden. Da man zunächst nicht wusste, ob sich darunter auch Sprengstoff befindet, rückten Spezialisten des Landeskriminalamtes an. Die gaben den Tatort schließlich frei. Der wurde dann von der Ermittlungskommission aus Duisburg übernommen. Das eine andere Behörde eingeschaltet wird ist üblich, wenn ein Polizeibeamter einen tödlichen Schuss abgegeben hat.
Beschlagnahmt wurden in der Wohnung eine Gas-Schreckschusswaffe, eine Armbrust sowie zwei weitere Molotowcocktails. Auch eine Axt, ein Beil und Messer hatte der 32-Jährige dort gehortet.
Der 32-Jährige ist seit langem polizeibekannt
Der Randalierer ist in den vergangenen Jahren schon mehrfach aufgefallen. Unter anderem mit Drogendelikten und Verstößen gegen das Waffengesetz. Auch das SEK kannte die Adresse schon. Vor zwei Jahren gab es am Heinrich-Wilhelm-Weg schon einmal einen Einsatz der Spezialkräfte. Damals hatte der 32-Jährige ebenfalls mit einer Armbrust gedroht. Nach WZ-Informationen hatten ihn die Polizeibeamten damals vom Dach des Hauses holen müssen.
Bei der Armbrust und der Pistole handelte es sich nicht um die gleichen Waffen, die 2018 sichergestellt wurden. Offenbar hatte der Mann seitdem wieder „aufgerüstet“.
Zurück blieben die 66 und 65 Jahre alten Eltern. Sie musste seelsorgerisch betreut werden.