Es wird ernst für Helge Achenbach im Zivilprozess
Düsseldorf (dpa). Fast genau fünf Monate nach der Festnahme desDüsseldorfer Kunstberaters Helge Achenbach kommt es am Dienstag (11.November) zum ersten Prozess.
Der bekannteste Kunstberater
Deutschlands wird allerdings nicht selber im Düsseldorfer Landgericht
erscheinen, sondern wohl nur seine Anwälte. Der inzwischen von der
Staatsanwaltschaft Essen wegen systematischen Betruges in
Millionenhöhe an drei reichen Kunden angeklagte Achenbach (62) sitzt
weiter in Untersuchungshaft in Essen.
In Düsseldorf wird zunächst in einem Zivilprozess die
Schadensersatzforderung in Höhe von 19,4 Millionen Euro verhandelt,
die die Familie des 2012 gestorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht
erhoben hat. Achenbach war Albrecht, den er 2007 kennengelernt hatte,
freundschaftlich verbunden und hatte ihm Oldtimer und Kunstwerke
vermittelt. Bei 14 Kunstgeschäften und neun Oldtimer-Deals soll
Achenbach Rechnungen gefälscht und Einkaufspreise nach oben frisiert
haben, hatte die Essener Staatsanwaltschaft mitgeteilt.
Die Anklage im Strafverfahren wird derzeit noch vom zuständigen
Landgericht Essen geprüft. Ein Strafprozess könnte noch Ende des
Jahres beginnen. Achenbach würden dann bis zu zehn Jahre Gefängnis
drohen. Seine Anwälte haben immer alle Vorwürfe zurückgewiesen.
Im Düsseldorfer Zivilprozess (Az: 6 O 280/14) geht es dagegen ums
Geld. Achenbach habe von 2009 bis 2011 für insgesamt gut 120
Millionen Euro Oldtimer und Kunst an Albrecht verkauft, heißt es in
der Klageschrift. Achenbach soll dem schwerreichen Aldi-Erben dabei
verschwiegen haben, dass er die Objekte billiger eingekauft habe.
Abgerechnet habe er höhere Summen und er habe somit auch höhere
Provisionen kassiert. Für Kunstwerke sei eine Provision von fünf
Prozent und für Oldtimer eine von drei Prozent vereinbart gewesen.
Das Vermögen Achenbachs und seine Konten sind wegen möglicher
Schadensersatzforderungen schon seit seiner Verhaftung gesperrt.
Dagegen wehrt sich aber Achenbachs Ehefrau. Nur eine halbe Stunde
nach dem Schadensersatzprozess ist im selben Saal E.122 ein weiteres
Verfahren angesetzt. Darin fordert sie als Klägerin vier gesperrte
Kunstwerke, unter anderem von Nagelkünstler Günther Uecker, im
Gesamtwert von 530 000 Euro zurück. Sie sei die alleinige
Eigentümerin der Kunstwerke (Az: 6 O 346/14).
Von den einstigen Unternehmen des erfolgreichen Kunstberaters und
Tausendsassas der rheinischen Kunstszene ist nicht mehr viel übrig.
Achenbachs Firmen und seine Szene-Restaurants „Monkey's“, benannt
nach den Affenskulpturen seines 2007 gestorbenen Freundes Jörg
Immendorff, befinden sich in Insolvenzverfahren.
Insgesamt drei reiche Kunden soll Achenbach laut Essener Anklage
betrogen haben. Dabei soll Berthold Albrecht mit Abstand den höchsten
Schaden erlitten haben. In den anderen beiden Fällen geht es um rund
1,3 Millionen Euro Schaden.
Aber auch weitere Verfahren könnten Achenbach drohen. Auch die
Unternehmerbrüder Viehof (Aldi) aus Mönchengladbach haben eine
Strafanzeige gegen Achenbach eingereicht. Dieser Komplex wurde von
dem Strafverfahren abgetrennt. Und auch die private Kunstsammlung
„Rheingold“ geht inzwischen gegen ihren ehemaligen Geschäftsführer
Helge Achenbach juristisch vor.