Experten streiten über Baumhaus
Der Entwurf eines Baumhauses von Karlheinz Petzinka an der Ulmenstraße löst unter Kollegen und Denkmalschützern eine Debatte aus.
Düsseldorf. Karlheinz Petzinka, Akademie-Professor und Geschäftsführer der Treuhand-Stelle THS, gilt als einer der einflussreichsten Menschen an Rhein und Ruhr. Mit seinem Baumhaus, über das die Westdeutsche Zeitung ausführlich berichtete, löckt er sehr bewusst wider den Stachel der Baukultur in Düsseldorf. Er will Reaktionen auslösen, und er löst sie aus. Kollegen, Denkmalschützer und Politiker äußern sich plötzlich ganz spontan über eine so ungewöhnliche Architektur.
Gert Claus Wagner vom Bund Deutscher Architekten verweist auf den berühmten Architekten Frei Otto, dessen Miethaus von 1991 im Berliner Tiergarten gut funktioniere. Das Düsseldorfer Haus erscheine bislang eher wie eine Vision. Christian Heuchel vom jungen Büro Rheinflügel lobt den "offenen Umgang Petzinkas mit den künstlerischen Disziplinen". Die Skulpturen und Klinker würden nur scheinbar naiv wirken. Wichtig seien die Zeichen gegen das Monotone. "Ich finde es toll, wenn jemand überraschende Facetten zeigt."
Der Ansicht ist auch Niklaus Fritschi, Schöpfer der Rheinuferpromenade: "Es gibt genügend nichtssagende und gesichtslose Häuser in Düsseldorf. Wenn jemand ein Haus mit einem Gesicht macht, finde ich es grundsätzlich positiv." Seine Bedenken gelten den überdimensionalen Plastiken und Bäumen am und auf dem Haus. Er wisse nicht, ob sie dem Wind standhalten.
Es gibt auch andere Bedenken. Sie reichen von der Bemerkung des Architekten Marcus Dinslage, der Entwurf erinnere ihn an "Disneyland" bis zur Äußerung von Karl Heinz Gatzen, Vize-Chef der Derendorfer Jonges: "Das Gebäude ist etwas überdimensioniert, ein Riesenklotz. Viel höher als die anderen Gebäude. Der Stil kommt mir etwas komisch vor."
Grundsätzliche Vorbehalte hat Denkmalschützer Adolf Nitsch, der 2002 in der Jury für das Kasernengelände Tannen- und Roßstraße saß: "Wir haben damals durchgesetzt, dass das ganze Gelände als Denkmal eingetragen wurde. Wir haben den Kampf gegen den Finanzminister geführt, der viel mehr Geld aus dem Areal herausgeholt hätte, wenn man nur einzelne Gebäude unter Schutz gestellt hätte. Wenn Petzinkas Entwurf durchkäme, wäre es der erste Schritt, um das Gelände auszuschlachten." Nitsch gibt zugleich zu bedenken, dass der 45 Meter hohe Turm mit zwölf Etagen in der Lücke zwischen zwei Kasernengebäuden diese total verschatten würde. Sein Vorwurf lautet: "Die sechs teilnehmenden Büros müssen sich düpiert vorkommen, wenn jetzt ein Gebäude auftaucht, das nie in der Planung war. Es müsste der Bebauungsplan komplett geändert werden."
In der Politik überwiegt die Freude über den Entwurf des Baumhauses. Alexander Fils (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses, nennt das Projekt "verrückt, schön und passend an der Stelle. Außerdem harmoniert das Baumaterial mit dem der Kasernen." Toni Mörger (Grüne) findet die Stadtgärten auf dem Haus eine "Idee der Zukunft". Cornelia Mohrs, SPD-Sprecherin im Kulturausschuss, nennt die Verbindung von Beton und Grün "faszinierend". Nur Manfred Neuenhaus (FDP) kritisiert den historisierenden Stil. Er entspreche nicht der Bauweise der Stadt, die normalerweise das Alte vom Neuen trenne und nicht durcheinander mische.