Gegen die Gesichtslosigkeit der Stadt
Eines hat Karlheinz Petzinka mit seinem Baumhaus schon jetzt erreicht: Es wird über Architektur diskutiert. Die Zeiten sind hoffentlich bald vorüber, wo man über die Gestalt eines Gebäudes geflissentlich hinwegsah und sie wie das Geschenk eines Investors kommentarlos hinnahm.
Dass damit Düsseldorf zu einer langweiligen, austauschbaren Stadt wurde, sieht man an den Neubauten, die sich überall in der Welt denken lassen.
"Entweder hält man meinen Entwurf für toll oder für bescheuert", sagt Petzinka im Gespräch. Sein "Herkules-Haus" in Essen, sein "Elchhaus" in Düsseldorf sind Beispiele, wie er gegen die Monotonie ankämpfen will.
Die Kommentare für oder wider sein Projekt haben eine Gemeinsamkeit: Alle Befragten loben die ausgefallenen Ideen. Es hat den Anschein, als sehnten sich die Düsseldorfer nach einem Ausweg aus der Einförmigkeit. Die Stadt sei gesichtslos genug, erklärt Niklaus Fritschi. Und selbst die SPD-Kultursprecherin Cornelia Mohrs, die lieber über Menschen mit normalem Einkommen als über Betuchte reden möchte, findet den Entwurf exotisch und faszinierend zugleich.
OB Dirk Elbers und Planungsdezernent Gregor Bonin präsentierten das Baumhaus auf der Immobilienmesse Mipim in Cannes. Das kann nur heißen, dass sie plötzlich stolz auf das Unkonventionelle sind. Wagen sie endlich den Diskurs zum Wohnungsbau der Zukunft? An allen Ecken und Enden in der Stadt sollen Wohnungen entstehen. Die Fragen, wie die Menschen wohnen wollen und wie es mit dem Grün bestellt sein soll, blieben bislang ausgespart. Geht es nun um die Baukultur?
Die Aussage der Architektenkammer NRW, sie kommentiere grundsätzlich keine Bauprojekte einzelner Mitglieder, gleicht einer Bankrotterklärung. Fürchtet sie, dass ihr die Klientel davon läuft, wenn sie die Werke ihrer Brötchengeber öffentlich zur Rede stellt? Mehr Mut zum Architektur-Gespräch tut überall not.