Extreme: Hauptsache auf der Terrasse

Draußen tobt das Leben: Die WZ schaute sich einmal auf der größten und der kleinsten Terrasse der Stadt um.

Düsseldorf. Sauber aufgereiht stehen sie nebeneinander im Schaufenster: Mittig links die blauen Markenbatterien, rechts daneben überbrücken schlanke Vanille-Zigarillos den Weg bis zu den Zigarren. Darüber stehen Feuerzeuge in Grün und Rosa. Leuchtend rote Zigarettenstangen bilden das Fundament des bunten Warenmosaiks.

Am Eingang von "Kiosk-Birke" begrüßen nervös blinkende LED-Lämpchen die Kundschaft. "Geöffnet", signalisieren sie stumm auf den Gehweg hinaus. Dies ist das Panorama, das die kleinste Sommerterrasse der Stadt zu bieten hat. Nicht einmal einen Quadratmeter ist sie groß. Das ist gerade genug Platz, um einen Stehtisch aufzustellen.

Vor zwei Jahren eröffnete Zafer Yasaroglu das Freiluft-Kleinod vor seinem Kiosk an der Birkenstraße. "Es war ein Wunsch der Kunden, die wollten gerne draußen ihren Kaffee trinken." Auch ein Kippchen ist hier erlaubt. "Alkohol sehen wir hier allerdings nicht so gerne", sagt Yasaroglu.

Momentan ist die Terrasse zwangsweise außer Betrieb - der ellenbogenerprobte Tisch fiel Orkan Xynthia zum Opfer. Schon bald soll es einen neuen Tisch geben, an dem man das Viertel mit einem "Coffee to Stay" in der Hand beobachten und kommentieren kann.

Statt Slang und schwarzem Kaffee gibt es in rund zwei Kilometern Luftlinie entfernt Bussi-Bussi und badischen Dialekt. Hier liegt die größte Gästeterrasse, die beim Ordnungsamt angemeldet ist: Frank Engel betreibt fünf von sieben Lokalen an den Kasematten an der Unteren Rheinwerft. Gut 1000 Quadratmeter groß sind seine Terrassen mit Blick auf den Rhein.

Das Louis-Vuitton-Täschchen auf der braun gebeizten Holzbank neben sich geparkt, genießen zwei Pärchen mit badischem Akzent die ersten Sonnenstrahlen. Die Weinflasche im Tonkühler leert sich stetig, angeregt tauschen die Damen sich über die neu erworbenen Designer-Stücke aus, die sie aus den übergroßen Tragetaschen klauben. "Das kommt immer wieder", sind sich die beiden Damen einig. Die Männer nicken stumm, trinken einen Schluck Pils.

Einsam sitzt am kleinen Rundtisch in der Nähe eine reifere Dame. Mit rot lackierten Fingernägeln umklammert sie ihr bauchiges Glas und beobachtet, hinter dunklen Brillengläsern verborgen, die anderen Gäste. Etwas frisch ist es schon noch an diesem Frühlingstag, deshalb hat sie ihr Strickjäckchen auch über das dünne, maritime Ringelshirt geworfen.

Harald Staudt und Heike Kensing machen "Pause" am Rhein. "Hier ist viel in Bewegung und man kann viel sehen - das ist interessant", sagt Kensing. Einige Meter vom Sylter Fischlokal entfernt wird es mittelständisch, die praktischen Einkaufstüten sind aus Plastik und statt Wein gibt’s Kaffee. Der Junge im blauen Kapuzenpullover umarmt seine Freundin und der braungebrannte junge Mann hält in der linken Hand lässig seine Zigarette, während er gestenreich in sein Smartphone schmettert. Frühlingsgefühle. . .