Düsseldorf-Lohausen Flughafen zahlt: Anwohner sollen Gutachten in Auftrag geben
100 000 Euro stehen zu Verfügung, um die geplante Kapazitätserweiterung zu untersuchen / Automatische Gepäckabgabe geplant / Mehr Sicherheitskräfte im Terminal
Düsseldorf-Lohausen. Der Flughafen will wachsen — und geht bei der beantragten Kapazitätserweiterung ungewöhnliche Wege: 100 000 Euro stellt das Unternehmen zur Verfügung, damit Anwohner eigene Gutachten in Auftrag geben können. „Das ist aus unserer Sicht ein Stück Fairness“, erklärte Flughafen-Chef Ludger Dohm am Dienstagabend vor Journalisten. „Wir wollen damit auch zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen.“
Inhaltlich will der Flughafen keinerlei Vorgaben machen. Verwalten soll das Geld Thomas Goßen, Bürgermeister der Stadt Tönisvorst und Vorsitzender der Lärmschutzkommission, die sich mehrheitlich gegen die geplante Kapazitätserweiterung ausgesprochen hatte. Er soll die Vorschläge bündeln und sortieren — und gegebenenfalls die Gutachten in Auftrag geben. „So etwas ist in unserer Branche einzigartig“, betonte Flughafen-Sprecher Thomas Kötter.
Auch Dirk Jansen, Geschäftsführer des BUND in Düsseldorf, begrüßt die Ankündigung des Flughafens: "Wir fordern seit langem, dass in Planungs- und Genehmigungsverfahren „Waffengleichheit“ herrschen muss, zum Beispiel auch was die Hinzuziehung von externen Experten oder Gutachtern anbelangt. Da dies regelmäßig die finanziellen Möglichkeiten von Betroffenen oder Umweltverbänden übersteigt, ist der Flughafen-Vorschlag meines Erachtens ein begrüßenswerter Schritt. Wichtig ist, dass daran keinerlei Vorgaben geknüpft werden und die Ergebnisoffenheit des Verfahrens garantiert ist."
Wie berichtet, will der Flughafen künftig 60 statt wie bisher 47 Flüge je Stunde in den Spitzenzeiten abwickeln. Alles in allem würde die Gesamtkapazität des Airports um rund 16 Prozent wachsen. Die öffentliche Auslegung im Rahmen der Planfeststellung soll Ende Mai durch die Bezirksregierung starten.
Flughafenchef Ludger Dohm kündigte derweil weitere Neuigkeiten an: So werde man im Winter eine automatische Gepäckaufgabe testen. Es werde zudem neue Gastro-Betriebe und neue Buch- und Presse-Läden geben.
Zum Thema Sicherheit sagte Dohm, dass nach dem Anschlag am Brüsseler Airport geprüft worden sei, ob man das ganze Terminal zum Sicherheitsbereich machen solle. In diesem Fall würde es Personenkontrollen schon am Eingang zum Terminal geben. „Das haben wir ernsthaft diskutiert, aber es ist schnell klar geworden: Das ist nicht die richtige Lösung.“ Ein Grund dafür sei, dass dann viel Publikumsverkehr vor das Terminalgebäude verlagert würde. „Dieser Bereich ist aber unübersichtlicher und schwerer abzusichern. Und im Alarmfall gäbe es Probleme bei der Zuwegung für die Rettungsfahrzeuge — das wäre kaum zu bewerkstelligen.“ Stattdessen habe man die Präsenz eigener Sicherheitskräfte im Terminal erhöht. Auch die Bundespolizei sei mit mehr Kräften vor Ort, viele davon auch in Zivil.