Fundstücke: Wir im Auge des Betrachters

Düsseldorfer steckt im Internet tief unten in der Klischeekiste – so viel Kö mit so wenig Geld war nie in Reiseberichten.

Düsseldorf. Düsseldorf, das ist die Kö, die Kö und nochmal die Kö. Und ein bisschen Rheinturm, meist aber nur bei guter Sicht. Düsseldorf steckt im Internet in der Klischeekiste, unterste Schublade.

Zumindest, wenn man sich die Beiträge anschaut, die Bezoekers, Visitors oder Kegelclubs für die Nachgeborenen in der digitalen Welt hinterlassen. Bloggerin Bibi formuliert in der Dialektik des schmalen Budgets: "Es war sehr schön, und wenn man Geld hat, macht es auch Spaß, auf der Kö einkaufen zu gehen."

Damit trifft sie so ziemlich den Nerv von einem guten Dreiviertel aller Beiträge. Oder wie es Petra auf Englisch formuliert: "This place is heaven for people who love to go shopping ..." Celina, Petras niederländische Freundin im Geiste, übersetzt für die Oranje-Fraktion: "Düsseldorf is een stad om te shoppen." Mystischer: "Een echt walhalla voor de shopfans." Himmel und Götzenwohnstift fürs Geldverplempern.

Manche Autoren machen sich aber auch auf die Suche nach dem wahren Wesen der Stadt - und dem ihrer Bewohner. Ob’s gefällt, sei dahin gestellt. Den Düsseldorfer von seiner charmantesten Seite lernt eine weibliche Reisegruppe aus der Anreppen ("Bekannt durch sein Römerlager aus der Zeit vier bis fünf n.Chr."), heute auch bekannt als ein Ortsteil von Delbrück/Kreis Paderborn, kennen.

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Sie fotografieren... na klar, die Kö, die in ihrem Reisebericht wenig überraschend als Shoppingmeile daherkommt. Fürs Klischee-Knipsen müssen sich von einem Eingeborenen anhören: "Warum müssen diese Bauern vom Land, immer alles fotografieren?" Auch eine weitere Besonderheit wird fix erkannt: "Wie gut, dass es im Rheinland die sogenannten Trinkhallen gibt, welche die ganze Nacht aufhaben." Willkommen in der Altstadt.

Gewissenhafte Dorf-Chronisten sind auch die Karnevalisten aus der Schweiz, die sich "Wirbel-Waggis" nennen, 2008 beim Rosenmontagszug mitfahren wollen und zwecks Umsetzung ein halbes Jahr vorher mit dem Carnevals-Comitee anbandeln. Blinddate im Uerige - mit folgendem Ausgang:

"Es kam der Geschäftsführer des Comitées des Düsseldorfer Carneval-Vereins, Jürgen Rieck. Er käme soeben von einem Essen mit seinem Freund, dem Oberbürgermeister des Landeshauptstadt Düsseldorf (Jochen Erwin), und würde sich freuen, uns kennen zu lernen. Seinen roten Wangen nach zu urteilen, war es kein trockenes Mittagessen und es gab eine informative Unterhaltung."

Diese war nicht nur lehr-, sondern auch erfolgreich: Die Schweizer bekamen zwar Konfettiverbot ("der Reinigung wegen" nicht gern gesehen), aber die Erlaubnis, mit einem Trecker den Zoch zu begleiten. Darüber wird notiert: "Es war beeindruckend. Absolut geil. Dann gab es Ansprachen, die Musik machte TäTä TäTä und es gab viel Helau."

Ein Trupp Unternehmensberater (McKinsey kommt!) reist zum Sommerfest an den Rhein. Zuvor soll Dus-International besichtigt werden. Die Consultans zeigen sich knickrig und treten auch noch unsportlich nach: "Hätten wir besser doch nicht gemacht, da für die Besucherplattform zwei Euro Eintritt verlangt wurden (was wir natürlich nicht zahlen wollten) und wir somit das vielleicht einzig Sehenswerte dann eben doch nicht begutachteten."

Auch Tita Gieses Yuccas am Stresemannplatz werden gewürdigt -, besser der oder die Autor(in) namens Rym2210 trifft nicht auf Giese, allein schon deshalb, weil das Grünzeug botanisch unkorrekt bezeichnet wird: "Die Palmen sind nicht auf einer schönen Grünfläche, sondern in Autoreifen gepflanzt. Durch die Klimaverhältnisse haben die Palmen inzwischen auch schon stark an Farbe und dem ursprünglichem Aussehen verloren, so dass der Anblick eher Mitleid auslöst."