Neues Angebot: Game over für süchtige PC-Spieler

Zum ersten Mal überhaupt helfen in Düsseldorf Suchtexperten meist jungen Menschen, die tage- und nächtelang am Computer spielen.

Düsseldorf. Jeden Tag klingelt bei der Suchthilfe der Diakonie das Telefon: Eltern sorgen sich um ihre Kinder, die sich nächtelang bei Spielen wie Counter-Strike durch die virtuelle Welt ballern oder als Formel-1-Piloten ihre Runden drehen, ohne dabei an essen oder schlafen zu denken.

Bisher mussten die Suchthelfer mit den Achseln zucken, zu neu ist für sie das Phänomen der Computerspiel-Sucht, zu wenig Erfahrung haben sie mit Jugendlichen, die in der bunten Pixel-Parallel-Welt gefangen sind. Mit einer neuen Fachstelle soll sich das jetzt ändern.

"Wir haben festgestellt, dass es Gemeinsamkeiten zwischen der klassischen Spielesucht und der Abhängigkeit von Computerspielen gibt", sagt Karl-Heinz Broich, Chef der Suchtkrankenhilfe bei der Diakonie. Die Ursachen für die Sucht sind ähnlich: "Negatives Selbstwertgefühl, Leistungsangst oder Erfahrungen mit Gewalt, aber auch Krankheiten wie Depressionen können in die Abhängigkeit führen."

Dass die Flucht in die Welt der Computerspiele keine Randerscheinung ist, zeigt eine aktuelle Studie aus Niedersachsen. Von 15 000 befragten Neunjährigen zeigen 15 Prozent der Jungen ein exzessives Spielverhalten - sie zocken mehr als vier Stunden täglich am Computer. Zudem zeigt die Studie, dass manche Spiele wie Counter-Strike oder World of Warcraft in ihrer Wirkung sogar noch unterschätzt werden.

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Das Hilfsangebot der Diakonie ist ein Versuch - der erste in Düsseldorf -, die Jugendlichen aus ihrer Sucht zu befreien. Ob und wie er funktioniert, steht in den Sternen. "Wir machen jetzt die Tür auf", sagt Diakonie-Chef Thorsten Nolting. Ob sie wieder zufällt, müssen die ersten Therapiestunden zeigen. Zunächst sind Einzelgespräche geplant, später auch Gruppensitzungen mit Spielejunkies und Angehörigen.

Selbst das Ziel der Therapie ist noch unklar. Treffen die Vergleiche mit der klassischen Spiel-, Alkohol-, Drogen- oder Medikamentensucht zu, kann am Ende nur die Abstinenz stehen. "Wir wissen es derzeit einfach nicht", sagt Broich. "Möglicherweise gibt es ja auch etwas wie konstruktives Spielen."

So oder so: Game over.