Galerie Paffrath: Als ein Schreinermeister die Malerei aus der Taufe hob

Hans Paffrath führt in fünfter Generation die Galerie, die ihr 150-jähriges Bestehen in diesem Jahr an der Königsallee feiert.

Foto: Galerie

Düsseldorf. Die Galerie Paffrath besteht seit 150 Jahren. Eine stolze Zeit im kurzlebigen Kunsthandel. Sie startete in der Jacobistraße, in der Nähe des Malkastens. Seit 1913 sitzt sie an der Königsallee. Ein Gespräch mit dem Inhaber Hans Paffrath.

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Eine Düsseldorfer Galerie anno 1867, die heute noch besteht, ist einmalig. So etwas gibt es sonst nur noch in Köln. Hat Ihr Ururgroßvater Jean Baptiste Paffrath den Handel der Düsseldorfer Malerschule aufgebaut?

Paffrath: Mein Vorfahr war Handwerker. Erst kam der Rahmen, dann der Inhalt.

Der Vorname Jean Baptiste hört sich französisch an. War er Hugenotte?

Paffrath: Nein, das hing mit der Zeit der französischen Besatzung zusammen. Er war ein kräftiger Schreinermeister, er hat in der Schadow-Zeit die ersten Rahmen und Transportkisten gebaut. Er nahm die Gemälde hinzu, denn er hatte ja den Kontakt zu den Malern.

Er soll an „wohlhabende Bürger“ verkauft haben. War denn die Düsseldorfer Malerschule beizeiten teuer?

Paffrath: Ich glaube schon. Zumindest nach 1870 ging der Reichtum in Städten wie Berlin, München und auch Düsseldorf steil nach oben. Unser schönes Haus an der Kö 46 wurde 1913 errichtet. Der Urgroßvater Georg Paffrath verstand es, aus der Düsseldorfer Malerschule eine internationale Marke zu machen.

Das Werkverzeichnis von Wilhelm Schadow beweist, dass nur wenige der wirklich herausragenden Werke des Malers dem Düsseldorfer Kunstmuseum gehören. Wie kommt das?

Paffrath: Schadow hat vor allem an die Königs- und Adelshäuser verkauft. In Berlin war er bekannt und berühmt. Dort konnte er die preußischen Prinzessinnen porträtieren, die Düsseldorf nicht hatte.

Höhepunkt Ihrer Jubiläumsausstellung ist Schadows „Bärtiger Mann“ von 1832. Wer ist der Bärtige mit dem kolossalen Pelzumhang?

Paffrath: Dieses Porträt ist ein Statement. Schadow, gerade einige Jahre Akademiedirektor in Düsseldorf, malt den jungen Studenten Jacob Becker im Habit feiner Leute. Die Düsseldorfer sollten meinen, er sei kein Maler, sondern ein Graf.

Er erinnert in der Handhaltung und im Pelz an ein Bild von da Vinci. Warum das?

Paffrath: Schadow bewunderte Italien und die Renaissance. Der Anspruch des Bildes ist interessant: Ich, Direktor der Düsseldorfer Malerschule, sage Euch hier: Meine jungen Maler sind keine Hungerleider, sondern feine, ehrbare Leute.

Wo kommt das Bild her?

Paffrath: Seit 50 Jahren ist es in unserem Besitz. Ich sah es, als ich acht Jahre alt war. Danach stand es im Keller. Ich zeige es zum Jubiläum, denn es ist ein perfektes Bild vom wichtigsten Künstler der Düsseldorfer Malerschule.

Ist es nicht verwunderlich, dass Schadow ins kleine Düsseldorf ging?

Paffrath: Ja, Die Stadt war eher klein. Und Schadow hätte es auch ablehnen können, hierher zu kommen. Ohne Schadow hätte es die Düsseldorfer Malerschule nicht gegeben. Dann hätte es auch uns nicht gegeben.

Gibt es noch viele Werke von Schadow im Handel?

Paffrath: Ein gesichertes Bild von Qualität ist extrem selten.

Welche Käuferschichten sprechen Sie an?

Paffrath: Es gibt eine große Nachfrage nach deutscher Malerei der 1830er Jahre in Lichtenstein, England.

Kaufen Amerikaner noch?

Paffrath: Ja, aber weniger den Namen als ein ansprechendes Bild.

Inzwischen haben Sie Ihr Spektrum sehr erweitert. Warum?

Paffrath: Wir vertreten jetzt ein ganzes Jahrhundert an Kunst. Ich biete seit zehn Jahren auch die klassische Moderne wie Emil Nolde an. Ich kann ja nicht alle Räume nur mit alten Bildern bestücken.

Warum gehen Sie auf keine Messe?

Paffrath: Sie dauert in der Regel nur wenige Tage. Wir aber sind jeden Tag da.

Wird es immer schwieriger, Kunsthandel zu betreiben?

Paffrath: Schwierig ist nur, dass die Leute häufig online unterwegs sind und gar nicht mehr gewöhnt sind, in eine Galerie einzutreten. Zu mir kommen die Besucher aber noch, selbst im 151. Jahr der Galerie.