Ganztagsschulen warten verzweifelt auf den Umbau

Das Bau-Programm klemmt, eine Schule will nun den Ganztag aussetzen. Die Politik macht keine Zusagen.

Düsseldorf. So manche Schule hat in diesen Tagen Grund, neidisch zum evangelischen Fliedner-Gymnasium in Kaiserswerth zu blicken. Dort wurde vor kurzem wahr, worauf andere warten: Die Schule nahm eine neue Cafeteria in Betrieb.

Der Unterschied zu anderen Schulen: Das Projekt wurde vor allem mit Kirchengeldern finanziert, allein 500 000 Euro - zwei Drittel der Kosten - kamen über Spendengelder einer Stiftung.

Unterdessen hat die Schulkonferenz an der Benzenberg-Realschule gerade entschieden den Ganztag im kommenden Schuljahr bei einer Klasse auszusetzen. Schulleiterin Christel Marx ist ziemlich wütend: "Wir haben hier katastrophale Zustände."

Der Sportplatz könne nicht richtig genutzt werden, weil darauf ein Container steht, in dem gegessen wird. Marx: "Der steht da seit einem Jahr, die Stadt hatte versprochen, dass er spätestens nach sechs Monaten wieder verschwindet. Weitere Probleme: Es fehlten neue Räume, die Küche für den Hauswirtschaftsunterricht sei geschlossen.

Ihr Kollege Bernd Verfürth, Leiter des Leibniz-Gymnasiums, kennt die Probleme: "Der Bau der Mensa hat noch nicht einmal begonnen, die Eltern fragen mich, wieso die Kinder immer noch außerhalb der Schule zu Mittag essen müssen." Die Stadt habe Versprechungen gemacht und sie dann nicht eingehalten.

Das Leibniz-Gymnasium ist eine der weiterführenden Schulen, die im Sommer in den Ganztag gestartet sind. Sie alle benötigen für den verlängerten Schultag erhebliche Umbauten: Es geht nicht nur um Essenssäle, auch Aufenthaltsräume für Schüler werden gebraucht, mehr Arbeitsplätze für die Lehrer.

Aber das Ausbauprogramm kommt nicht in Gang. Hört man sich an den Schulen um, kommt oft dieselbe Klage: Man wartet auf Um- und Ausbauten und hat keine Ahnung, wie und wann es weitergeht.

Das Phänomen ist kein Einzelfall. Bildungsreformen wie die Verkürzung des Abiturs oder die Einführung des Ganztags an Grundschulen werden politisch sehr schnell beschlossen. Dann aber sind bei der Einführung noch längst nicht alle Voraussetzungen geschaffen.

Was ist der Grund für die Verzögerungen? SPD-Bildungsreferent Jost Bové sieht die Verantwortung beim "überlasteten Amt für Gebäudemanagement: Das ist das Nadelöhr." Die Amtsleiterin Doreen Kerler sagt dazu: "Die Abläufe hier waren überarbeitungswürdig, das haben wir nun verbessert." Die SPD wollte im Schulausschuss die Stadt beauftragen, alle Baumaßnahmen, die Ganztags- und Übermittagsbetreuung betreffen, vorzuziehen und bis 2013 abzuschließen.

CDU und FDP lehnten ab. Sylvia Pantel (CDU) findet eine solche Festlegung unangebracht, auch Fachräume müssten ausgestattet, Verkabelungen für neue Computer finanziert werden: "Dass die Kinder ordentlich was lernen, hat oberste Priorität." Die Karl-Röttger-Hauptschule sei auch jahrelang als Tagesschule ohne Mensa ausgekommen.

Diese Diskussion muss bis Januar abgeschlossen sein. Die Stadt hat eine Liste sämtlicher schulischer Baumaßnahmen erarbeitet, die den Fraktionsspitzen in diesen Tagen zugegangen ist. Der Bauausschuss soll im Januar festlegen, in welcher Reihenfolge sie abgearbeitet werden - in vielen Schulen in der Stadt werden dann wohl Daumen gedrückt.