Verkehr auf der Oberbilker Allee Geplante Sonderspur für die Bahn in Düsseldorf stößt auf Kritik

Düsseldorf · Die Stadt Düsseldorf plant die Sperrung einer Spur auf der Oberbilker Allee für die Straßenbahn. Anwohner und Berufstätige schütteln den Kopf.

Eine Spur weniger für Autos könnte mehr Stau auf der Oberbilker Allee bedeuten.

Foto: dpa/Boris Roessler

Marco Sigismondi sitzt gemeinsam mit seinen Kumpeln Azzedine El Haddouti und Jeroud El Jarroudi in einem Kiosk an der Oberbilker Allee. Die drei Männer trinken Kaffee und Limonade und unterhalten sich. Ab und zu schweift der Blick ab, durch das Schaufenster auf die Horde von Autos, die gerade auf der Oberbilker Allee stehen. Es ist Hauptverkehrszeit. Die Straße ist verstopft. Zwischen den vielen Autos mit meist nur einem Insassen stecken auch die Straßenbahnen fest. Bei allen Beteiligten auf dem Asphalt ist Geduld gefragt.

Die Oberbilker Allee bekommt eine Sonderspur für die Straßenbahn. Diese erstreckt sich zwischen Siegburger Straße und Kruppstraße stadteinwärts und soll die Straßenbahnlinie 705 beschleunigen. Viele Anwohner, Ladenbesitzer und Berufstätige können darüber nur den Kopf schütteln. Auch die drei Männer in dem Kiosk auf der Ecke zur Kirchstraße, können sich das Ganze nicht so recht vorstellen. „Ja, das Bahnfahren muss attraktiver werden“, sagt El Jarroudi. „Aber nicht so.“ Ihm zufolge solle lieber an den Preisen gearbeitet werden, als die Hauptrouten der Auto-Pendler zu beschneiden.

„Das wäre eine Katastrophe“: Ali Karout, Besitzer des gleichnamigen Autohauses, sieht sein Geschäft in Gefahr. Viele Kunden würden mit dem Auto zu ihm kommen, so Karout, der seit 30 Jahren sein Geschäft auf der Allee hat. Die Verkehrssituation sieht er kritisch: „Morgens haben wir hier schon genug Stau“, erzählt er. Schuld sei für ihn die Umweltspur im Düsseldorfer Süden. Die Sperrung einer Spur würde keine Verbesserung bringen, so der Autohändler.

Die geplante ÖPNV-Spur auf der Oberbilker Allee bedeutet eine Spur weniger für Autos in Richtung Innenstadt.

Foto: WZ Grafik

„Die Leute müssen ja hier lang fahren“, sagt Anna Reuter. Die 35-Jährige arbeitet seit 15 Jahren im Grafik- und Druck-Studio gegenüber und kennt die Verkehrslage auf der langen Straße. Nach Einführung der Umweltspur, wodurch die Siegburgerstraße zur Hauptausweichroute geworden sei, habe sie zunächst eine Zunahme des Verkehrs bemerkt. Mittlerweile habe sich die Lage aus ihrer Sicht allerdings wieder normalisiert. Die Sperrung einer Spur in eine Richtung würde ihrer Meinung nach nur andernorts Probleme erzeugen. Glücklicherweise hat sie meist telefonischen Kontakt zu ihren Kunden, weshalb sie keine direkten Auswirkungen auf den Betrieb befürchtet.

Die Meinungen der Anwohner zur Spur sind gemischt

Als Nutzerin der öffentlichen Verkehrsmittel findet die Studentin Sandra die Idee „prinzipiell gut“. Als Anwohnerin der Oberbilker Allee ist sie allerdings gegen eine derartige Maßnahme. Die 21-Jährige wünscht sich, dass zuerst die Umweltspuren verbessert werden, bevor man eine weitere Sonderspur einrichtet.

Peter M. kann beide Positionen nachvollziehen. Er wohnt unweit der Hauptverkehrsstraße. Für die Anwohner möge eine solche Maßnahme gut sein, wenn sich die Lärmbelästigung verringert, so der Mann, der gerade vom Einkauf beim örtlichen Discounter kommt. „Die Auto-Pendler haben dann allerdings noch größere Probleme“, sagt er.

Dennis Russo ist selbst kein Autofahrer. Dass die Situation für alle Verkehrsteilnehmer „mies“ ist, beobachtet er als Anwohner allerdings tagtäglich. „Zu den Stoßzeiten ist hier alles dicht“, erzählt der 42-Jährige. Er glaubt nicht, dass der öffentliche Nahverkehr durch die Sonderspur deutlich profitieren würde. Er fahre oft mit der Linie 705. „Die Bahn ist einigermaßen pünktlich“, so Russo. Wünschen würde er sich aber eine Verminderung der Lautstärke.

Die IHK betrachtet den Schritt ebenfalls kritisch, so deren Sprecher Sven Schulte. Durch die Sonderspur würde nach der Umweltspur ein zweiter Flaschenhals geschaffen, zwar zugunsten der öffentlicher Verkehrsmittel aber zum Nachteil vieler Pendler. Für den Einzelhandel entlang der Straße sei dies ebenfalls nicht gerade förderlich.

Bis 2005 gab es bereits eine solche Verkehrsregelung auf der Oberbilker Allee. Dann entschied die Politik, dass die Spur abgeschafft werden muss. Gründe waren die Rückstaus auf der Oberbilker Allee, die Verlagerung des Verkehrs auf die Kölner Straße sowie der Plan zur Luftreinheit im Süden der Stadt.

Die Initiative der neuen Sonderspur gehe von Seiten der Politik aus — die Rheinbahn sei lediglich Profiteur, so die Sprecherin Katharina Natus. Den genauen Zeitpunkt der Einführung liege der Rheinbahn aber noch nicht vor.