Gericht: Eltern investieren 70 000 Euro in Heilung der Tochter
Schmerz bleibt trotz Immun-Behandlung. Leistungen sollen nicht erbrocht worden sein.
Düsseldorf. Seit sie elf Jahre war, litt Julia (Name geändert) an chronischen Kopfschmerzen. Das Mädchen ging kaum noch aus dem Haus, musste sogar mit dem Tennis aufhören. Dann erfuhr die Familie aus dem Internet von der Arzt-Praxis an der Kaiserswerther Straße, wo Erkrankungen des Immunsystems mit „innovativen Methoden“ bekämpft wurden. 70 000 Euro kostete die Behandlung. Dabei soll ein Teil der Leistungen gar nicht erbracht worden sein. Gestern sagte der Vater des Mädchens aus, wie Patienten in der Praxis das Geld aus der Tasche gezogen worden sein soll.
Ein belgischer Mediziner (63) und eine Kosmetikerin (45) müssen sich zurzeit vor dem Landgericht verantworten, weil sie Patienten systematisch betrogen haben sollen. Der mutmaßliche Drahtzieher, ein renommierter Arzt (65), ist zurzeit angeblich nicht verhandlungsfähig. Er soll schwer kranke Menschen dazu gedrängt haben, teure Blutuntersuchungen in Belgien machen zu lassen. Doch das Labor existierte nur als Briefkastenfirma. Geschäftsführerin der Firma war die Frau des 65-Jährigen.
Wie Julias Vater (52) im Gespräch mit der WZ erklärte, hatte die Familie jahrelang vergeblich nach Hilfe gesucht. Der Arzt in Düsseldorf brauchte nur zehn Minuten für seine Diagnose: „Er erklärte uns, es handele sich um einen Gen-Defekt, der das Immunsystem schädige. Es gebe aber Bausteine im Körper, die das übernehmen könnten.“
Zur Analyse empfahl der Doktor dringend eine Untersuchung in Belgien: „Angeblich gab es dort Forscher, die mit russischen Programmierern zusammenarbeiten.“ Tatsächlich gab es in Brüssel nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht mal ein eigenes Labor.
Nur kurzzeitig verbesserte sich Julias Zustand. Nach eineinhalb Jahren und unzähligen Infusionen entschied sich die Familie, die Behandlung abzubrechen: „Eigentlich wollten wir uns ein Wohnmobil kaufen. Aber das Geld ist jetzt weg.“ Der 52-Jährige will die Arztpraxis auf Schadensersatz verklagen. Der Prozess wird fortgesetzt.