Graffiti sollen Radler warnen

Mit einer ungewöhnlichen Aktion weisen Polizei und Verkehrswacht auf Risiken für Fahrradfahrer hin.

Mit neongelber Spraydose hantiert ein uniformierter Polizist auf dem Radweg am Dorotheenplatz und sprüht mit einer Schablone Symbole auf die Steine. Dass dieses Bild so gar nicht passt, ist auch Polizist Jochen Schütt bewusst. Ein Zufall ist diese Szene dennoch nicht. Mit diesem Stilbruch wollen die Ordnungshüter in Kooperation mit der Verkehrswacht Fahrradunfälle vermeiden. Denn deren Zahl ist nach Angaben von Martin Vonstein, Leiter der Direktion Verkehr im Düsseldorfer Polizeipräsidium, viel zu hoch. Auch wenn die Zahl der Unfälle bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 333 auf 275 zurückgegangen ist. „Das ist kein Riesenerfolg, deshalb müssen wir noch mehr tun“, sagt Vonstein.

Mit verschiedenen Aktionen werden die Radler auf Gefahrensituationen aufmerksam gemacht. Am Dorotheenplatz wie im gesamten Stadtgebiet geht es um das Thema Wahrnehmung. „Wer beim Radfahren Musik hört, kriegt vom restlichen Verkehr nichts mit“, sagt der Beamte. „Todsicherer Musikgeschmack“ lautet der dazu passende Slogan der neonfarbenen Graffiti. Dass die Kopfhörer unterwegs besser in der Tasche bleiben, das belegt auch eine Untersuchung der Technischen Uni Dortmund. „Treffen zwei akustische Reize auf das Ohr, überlagert der eine den anderen. Selbst leise Musik übertönt den Verkehr“, sagt Vonstein. Es dauert kaum zehn Minuten, bis sich der Erfolg der frischen Farbe zeigt. Zumindest bei einer Anwohnerin, die neugierig stehen bleibt. „Die Idee ist einfach klasse. Da sprayen ausgerechnet diejenigen, die es selbst verbieten“, sagt die 57-Jährige. Gerade in Flingern habe sich die Situation für Radler deutlich verbessert.

Auf der Birkenstraße gibt es seit dem Umbau einen Fahrradweg. „Befriedigend ist der aber noch nicht, weil er öfter unterbrochen wird“, sagt die Passantin. Vorher habe sie sich gar nicht getraut, dort entlang zu fahren. Sie glaubt jedoch, dass die Sicherheit von Radfahrern nicht nur von ihnen selbst abhängt: „Auch Autofahrer sind rücksichtslos und reißen ihre Türen auf, ohne zu gucken.“

Wiederum eine andere Perspektive auf Düsseldorfs Straßen hat Peter Hansen. Seit 28 Jahren steuert der Rheinbahn-Fahrer Straßenbahnen durch die Landeshauptstadt. Täglich erlebt er mehrere Beinahe-Unfälle während seiner Schicht. „Die kann man gar nicht mehr zählen“, sagt er. Auch wenn es meist nicht kracht. Der Schock sitze trotzdem nach jeder brenzligen Situation tief. „Da fahren Fahrradfahrer verkehrt herum in Einbahnstraßen oder laufen mit Kopfhörern in den Ohren vor die Bahn und gucken mich dann noch böse an“, so Hansen. „Die Leute unterschätzen, dass eine Bahn lange Bremswege hat.“ Er beobachtet, dass immer mehr Menschen mit Kopfhörern unterwegs sind. „Gerade mit diesen riesen Dingern — die schirmen das Gehör ja noch mehr ab.“