Grundschul-Ganztag: Der Ausbau ist gestoppt
Erstmals seit dem Start gibt es im Sommer keine neuen Gruppen. Schulen fangen nun an, bestehende zu vergrößern.
Düsseldorf. Schlechte Nachrichten im Jubiläumsjahr: 2003 startete in Düsseldorf das Projekt Offener Ganztag (OGS), damals an sieben Schulen. Das hat sich seitdem zum Erfolgsmodell entwickelt, immer mehr Eltern meldeten ihre Kinder an, inzwischen gibt es mehr als 500 Gruppen in der Stadt. Doch mit dem Wachstum ist nun Schluss, zum ersten Mal gibt es im Sommer keinen weiteren Ausbau mehr — eine Trendwende? Manche Schulleiter machen sich Sorgen, dass bald der Bedarf nicht mehr gedeckt werden kann.
Bei 62 Prozent liegt zurzeit die Versorgungsquote. Ob die Deckelung für diesen Sommer einmalig oder langfristig ist, das weiß man im Schulverwaltungsamt noch nicht, sagt die Leiterin Dagmar Wandt: „Wir fragen zurzeit den Bedarf an den Schulen ab und werten dann die Ergebnisse aus.“
Dort wird zum Teil schon mit Notlösungen gearbeitet, erzählt Richard Schmitz, Rektor der Grundschule Südallee und Sprecher der Grundschulen: „Wir hätten im Sommer eine zusätzliche Gruppe gebraucht. Stattdessen haben wir nun die Gruppen vergrößern müssen.“ Schmitz spricht von ungefähr 17 Schulen in der Stadt, die neue Gruppen aufmachen wollten. Das wird aber nur dann möglich sein, wenn anderswo eine Gruppe geschlossen wird.
Deshalb hat Astrid Ficinus schon einen Brief an die Stadt geschrieben mit der Bitte, den Ausbau im nächsten Jahr wieder aufzunehmen. Sie ist Rektorin der Brehmschule in Düsseltal mit allein 300 Ganztagskindern. Auch dort wurden Gruppen schon vergrößert, Ficinus glaubt, dass der Bedarf weiter wächst: „Immer mehr Eltern arbeiten, die Zahl der Alleinerziehenden steigt.“
Schon jetzt haben viele Schulen Wartelisten, nicht jeder Platzwunsch wird sofort erfüllt. Familien mit dringendem Bedarf werden aber grundsätzlich bedient. Auch Migrantenkinder mit schlechten Deutschkenntnissen sollen möglichst einen Platz bekommen.
Eines ist klar: Durch den Ausbaustopp spart die Stadt Geld für die zusätzliche Betreuung. Davon abgesehen stoßen die Schulen ohnehin längst an ihre Kapazitätsgrenzen. „Wir haben keinen Platz mehr“, sagt zum Beispiel Sieglinde von Beckerath, Leiterin der Franz-Vaahsen-Grundschule in Wittlaer. Manche Kinder essen dort schon vor der fünften Stunde zu Mittag, weil die Mensa nicht groß genug ist.
Entlastung könnte die OGS allerdings durch ein verändertes Wahlverhalten der Eltern bekommen. Wie die WZ berichtete, pochen die Grundschulen seit einem Jahr stärker auf feste Abholzeiten. Manche Schulen berichten, dass daraufhin manche Familien von der OGS in die Übermittagsbetreuung gewechselt sind, die meist bis 14 Uhr angeboten wird.
Svenja Kruse-Glitza vom Stadtelternrat hat beobachtet, dass Unsicherheit unter Eltern verbreitet ist, ob ihr Kind einen Platz bekommt. Trotzdem würde sie die Prioritäten anders setzen: „Vor dem Ausbau sollte man die Qualität der bestehenden Gruppen verbessern.“ Manche OGS-Räume seien in Containern untergebracht. Auch die Qualität der Bildungsangebote könne man verbessern, zum Beispiel im musikalischen Bereich.
CDU-Schulpolitikerin Sylvia Pantel glaubt nicht, dass man bei der Quote von 62 Prozent stehen bleiben kann: „Der Ausbau muss weitergehen.“ Zwar habe Düsseldorf einen hohen Standard, aber der Bedarf sei eben auch hoch. Bei der Finanzierung möchte sie die Landesregierung stärker beteiligen.