Düsseldorf Gutenachtbus: Hier werden Wohnungslose nachts versorgt

Der Gutenachtbus fährt durch die Stadt, um Wohnungslose mit warmen Getränken und Kleidung zu versorgen.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Es ist sehr kalt auf Düsseldorfs Straßen. Minus 4 Grad misst das Thermometer in dieser Nacht, als der Gutenachtbus auf den Platz am Kom(m)ödchen in der Altstadt fährt. Dort wird er bereits erwartet. Trotz der frostigen Temperaturen sind 20 Menschen gekommen, um etwas Warmes zu trinken, Klamotten mitzunehmen und um sich zu unterhalten. Manche von ihnen leben auf der Straße, andere haben eine Sozialwohnung. Trotzdem reicht das Geld oft nicht aus. Wenn alle Tageseinrichtungen für Wohnungslose in der Stadt schließen, ist der Bus auf Tour. Insbesondere diejenigen, die keinen Platz in den Schlafstellen haben, finden hier eine Anlaufstelle.

Am Abend stand der Bus noch vor dem Büro des Vereins vision:teilen. Dort haben die ehrenamtlichen Helfer die Kleidung, Essen sowie Schuhe und Schlafsäcke eingepackt. Volker Beeker ist für die Kleidung zuständig. Er steht im Keller zwischen den Klamottenkisten: „Wir bekommen die Sachen gespendet und sortieren hier, was wir gebrauchen können. Den Rest geben wir an andere Einrichtungen.“ Alles, was der Bus bekommt, ist gespendet. Eine Bäckerei bringt Kisten voller Kuchen und Brötchen. An manchen Tagen machen Restaurants in der Umgebung Suppe für die Bedürftigen. Beeker selbst fährt nicht mit auf Tour, aber hilft beim Vorbereiten.

Mit dem Öffnen der Bustüren ist die Verteilaktion in der Altstadt schon im Gange. Viele Betroffene kommen häufig und schätzen das Angebot. Es herrscht ein angenehmer Ton, man unterhält sich freundlich. Eine der fünf Ehrenamtlichen im Bus ist Meike Schlicht. Die junge Frau ist seit drei Monaten dabei. Sie steht vor dem Bus und verteilt die Klamotten, die ihr Kollege eben noch vorsortierte. „Gerade Unterwäsche nehmen viele mit und wegen der Kälte momentan auch Jacken.“ Sie versuche darauf zu achten, dass alles fair verteilt wird und jeder etwas bekommt. Währenddessen bieten ihre Kollegen Tee und Tüten voller Brötchen an.

Die Betroffenen schätzen das Angebot: „Es ist wie Weihnachten hier“, erklärt einer der Besucher. Die Klamotten, die Freundlichkeit der Ehrenamtlichen, alles erinnert den Mann daran.

Ein anderer Betroffener erzählt, dass er zwar mittlerweile eine Wohnung habe, jedoch trotzdem hier her komme. „Ich bin schwer krank und das Geld reicht einfach nicht.“ Heute nimmt er sich ein paar Schuhe mit und trinkt einen Tee. Zehn Jahre hat er auf der Straße gelebt. Den Bus findet er gut und sagt: „Es ist traurig genug. Düsseldorf ist so eine reiche Stadt.“ Er weiß, warum Menschen trotz der Kälte nicht in die Unterkünfte gehen. Er selbst sei auch oft nicht dorthin gegangen. „Es wird geklaut und die Hygiene ist wegen der vielen Menschen oft nicht gut.“ Zudem müsse man früh dort sein und es gebe manchmal Probleme, Hunde mitzunehmen.

„Es gibt zusätzlich zu den ganzjährigen Schlafstellen eine Winternotschlafstelle, in der alle aufgenommen werden“, erklärt Sozialarbeiterin Julia Kasprzyk. Sie koordiniert die komplette Organisation der 60 Ehrenamtlichen und ist seit Beginn des Busses im Jahr 2011 dabei. Diese Notschlafstelle ist jedoch nur bei bestimmten Temperaturen geöffnet. „Wir würden uns wünschen, dass die Winternotschlafstelle von Dezember bis März durchgehend geöffnet ist.“

Die Menschen kämen nicht nur für Klamotten und Essen, sondern auch zum Reden, sagt Kasprzyk. Sie berichteten von den Problemen, mit denen sie auf der Straße oder bei Ämtern konfrontiert würden. Wo geholfen werden kann, springen die Ehrenamtlichen ein.

Sie können Betroffene in Unterkünfte fahren und Rat geben. „Wir sehen den Bus nicht nur als reine Versorgungsstation“, erklärt Julia Kasprzyk. Gespräche und Wertschätzung seien wichtig. Parallel zu der Arbeit auf der Straße ist sie am Telefon im Einsatz. Aufmerksame Bürger aber auch das Ordnungsamt können sich bei ihr melden. „Alle dürfen mich während der Einsatzzeiten anrufen. Gerade im Winter funktioniert die Koordination mit Polizei und Ordnungsamt sehr gut.“ (s. Kasten rechts).

Auch heute gibt es einen zusätzlichen Einsatz. Normalerweise fährt der Bus von der Altstadt direkt zum Hauptbahnhof, doch die Sozialarbeiterin kontaktiert ihr Team. Das Ordnungsamt berichtet von einem Mann in einem Auto, der Hilfe brauche. Der Bus setzt sich in Bewegung. Der Mann scheint schon sehr lange in dem Auto zu sein. Er bekommt etwas zu essen und einen heißen Kaffee. Außerdem versorgen ihn die Helfer mit Informationen, wo er die Nacht im Warmen verbringen kann.

Es ist schon nach 23 Uhr, als der Bus vor den Hauptbahnhof fährt. Hier stehen im Gegensatz zur Altstadt die meisten Männer und Frauen nicht lange um den Bus herum. Sie holen sich etwas zu essen und gehen wieder. Auch Kleidung wird verteilt. Nach ein paar Minuten kommen zwei Menschen, die bereits in der Altstadt am Bus standen. Der Mann, der von seinen zehn Jahren auf der Straße berichtete, ist einer von ihnen. Sie unterhalten sich mit den Helfern und trinken noch einen Zitronentee.