Gefängnis Dicke Luft unter Düsseldorfer Häftlingen
Düsseldorf · Die Sport- und Freizeitangebote sind zusammengestrichen worden. Das neue Gefängnis ist dazu deutlich personalintensiver.
Vor etwa mehr als sechs Jahren war die Ulmer Höh’ Geschichte. Die Gefangenen zogen in einen Neubau um, der ganz knapp auf Ratinger Stadtgebiet liegt. Doch mit der neuen Justizvollzugsanstalt wurde nicht alles besser. Im Gegenteil. In den vergangenen Monaten wurde die Stimmung unter den bis zu 850 Häftlingen immer schlechter. In der letzten Ausgabe der Gefangenenzeitung Ulmer Echo machten viele ihrem Unmut Luft, weil die Freizeitangebote zusammengestrichen wurden. „Die Stimmung hier ist nicht gut, vor allem weil das Sportangebot eingeschränkt wurde, das für die Menschen hier sehr wichtig ist“, sagt Pater Wolfgang, der sich seit fast 30 Jahren als Gefängnispfarrer um die Sorgen der Insassen kümmert.
Aufgrund der engen Personalsituation waren die Angebote in den vergangenen Monaten reduziert worden. Der Sport am Montag wurde komplett gestrichen. Außerdem fand der Umschluss nur noch unregelmäßig statt. Pater Wolfgang: „Beim Umschluss können sich mehrere Häftlinge in einer Zelle besuchen, wenn sie zum Beispiel Skat spielen wollen. Auch das ist sehr wichtig für den Tagesablauf.“
Hinzu kommt, dass viele Angebote des Gefängnisvereins, zum Beispiel Sprachkurse oder kulturelle Veranstaltungen, nicht mehr stattfinden können. Nur der Kirchenchor und eine Deutsch-Gruppe sind übrig geblieben. Das liege unter anderem an den neuen Räumlichkeiten, die viel weiträumiger sind.
„Um jemand am Tor abzuholen, braucht man in der neuen Justizvollzugsanstalt sechs Minuten. Das bedeutet zwölf Minuten für Hin- und Rückweg“, hat Pater Wolfgang ausgerechnet. Dazu benötige man Justizwachtmeister als Begleitpersonal, das kostet Zeit. In der alten Ulmer Höh’ waren die Wege deutlich kürzer.
Der Unmut unter den Häftlingen nimmt derweil zu. „Bleibt die Situation weiterhin so angespannt, besteht die Gefahr, dass sich eines Tages der angesammelte Frust entlädt. Wer trägt dann die Verantwortung, wenn es gerade wegen der ganzen Ausfälle und Reduzierungen zu Zwischenfällen kommt?“, fragt Peter G. in seinem Beitrag für das Ulmer Echo.
Die Lage soll sich schon
bald erheblich entspannen
Ulrike Müller, die stellvertretende Leiterin der Justizvollzugsanstalt, räumt ein, dass es in diesem Jahr erhebliche Probleme gab.
„Wir hatten einen sehr hohen Krankenstand von 11,68 Prozent, zu Zeiten der Grippewelle waren es sogar über 18 Prozent“, räumt sie ein. Außerdem habe man eine Vielzahl von Transporten durchführen müssen, die ebenfalls personalintensiv sind: „Das führt dann natürlich dazu, dass Angebote eingeschränkt werden müssen.“
373,5 Stellen sind für das Gefängnis vorgesehen. Das heißt, auf zwei Häftlinge kommt fast ein Justizbediensteter. Das höre sich eigentlich nach einem guten Schlüssel an. Dies hieße aber nicht, dass die auch alle zur Verfügung stehen. Ulrike Müller erklärt: „Nicht nur wegen des Krankenstandes. Es gibt auch Bedienstete, die in Mutterschaftsurlaub gehen. Auch Männer machen von dem Angebot zunehmend Gebrauch, was ja grundsätzlich positiv ist.“
Inzwischen sei man aber auf einem guten Weg und es habe sogar zusätzliche Stellen gegeben, zum Beispiel für eine Psychologin und auch im gehobenen Dienst. Es können für die Häftlinge bald auch wieder mehr Angebote gemacht werden. „Montags gibt es auch wieder Sport für die Gefangenen“, verspricht die stellvertretende Leiterin der Justizvollzugsanstalt.