Düsseldorf-Heerdt Heerdter sind wütend auf Verwaltung

Die Anlieger ärgern sich, dass sie weiter unter Lärm und Abgasen leiden müssen.

Düsseldorf-Heerdt: Heerdter sind wütend auf Verwaltung
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf-Heerdt. Heerdt wandelt sich zum Positiven. Neue Wohnungen entstehen, Unternehmen wie Vodafone und Huawei schaffen neue Arbeitsplätze. Eine neue Jugendfreizeitstätte wird im Mai eröffnet. Eigentlich könnten die Heerdter froh sein. Beim Diskussionsabend im Paul-Gerhardt-Haus entstand allerdings der Eindruck, als ob die Verwaltung auf die Zukunft in diesem Stadtteil nicht vorbereitet ist. Der Baas des Bürgervereins, Clemens Sökefeld, und der evangelische Pfarrer Jörg Jerzembeck-Kuhlmann attackierten in besonders scharfer Form auch die Politiker.

Düsseldorf-Heerdt: Heerdter sind wütend auf Verwaltung
Foto: René Schleucher

Nun hätte der Bürgervereins-Vorsitzende Sökefeld eigentlich den Moderator abgeben sollen. So stand es jedenfalls in der Einladung. Stattdessen gab er das Mikrofon nur ungern aus der Hand, allzu groß ist offensichtlich seine Verärgerung über die Stadt. Seine Problempunkte:

Die Verwaltung sei nicht in der Lage, ein vernünftiges Verkehrsleitsystem direkt von der Autobahn in den Hafen aufzulegen. Sie lehne Umleitungen für Laster ab, baue aber Schilder zur Anfahrt ins Gewerbegebiet an den unmöglichsten Stellen wie hinter einem Baum am Nikolaus-Knopp-Platz auf. Oder sie stelle Schilder auf, die zwar Lastern die Einfahrt verbieten, aber sie nimmt den Lieferverkehr davon aus. Sökefeld: „Im Zweifelsfall hat jeder Lastwagenfahrer einen Lieferschein und damit die Erlaubnis durchzufahren. Solche Schilder bewirken also nichts.“

Pfarrer Jerzembeck-Kuhlmann sprach gar von einer „Bankrotterklärung für die Politik, dass immer mehr Wohnungen und Gewerbe geschaffen werden, aber in Bezug auf den Verkehr und den Lärm nichts“ geschehe.

Mit Engelszungen versuchten die Politiker Marion Warden (SPD), Astrid Wiesendorf (Grüne) und Sven Holly (CDU), die Wogen zu glätten. Sie schoben die Probleme auf das Navigationssystem, das bislang lediglich für den Personenverkehr ausgelegt sei. Eine neue Software für Laster komme.

Aber auch die Anlieger aus dem Ökotop Heerdt waren angriffslustig: „Der Handweiser ist der befahrenste Standort in Düsseldorf. Aber was tun denn die Politiker für uns?“ Und an die Verwaltung gerichtet: „Bürgerfreundlichkeit sieht anders aus. Warum setzt man sich nicht endlich einmal zusammen, um über unseren Lärm und unsere Abgase zu diskutieren?“ Eine Gefahr sehen die Bürger vor Ort vor allem im Ausbau der Böhlerstraße, wo bislang an keinen Lärmschutz gedacht ist.

Thilde Küppers, ein Urgestein in Heerdt, hätte sicherlich viel zur Vergangenheit ihres Stadtteils beitragen können. Sie durfte sich jedoch lediglich zum Verkehr äußern, sprach von den Staus und erklärte unter dem Beifall der Zuhörer, dass die Rheinbahn viel zu teuer sei. Eine Autofahrt zu zweit sei jedenfalls billiger.

Die Schulleiterin Annette Anner von der Heinrich-Heine-Grundschule war eigentlich die Einzige im Saal, die sich rundum zufrieden zeigte. „Uns geht es gut. Wir haben einen Erweiterungsbau, sind dankbar über den Zweitstandort Pestalozzistraße und erwarten jetzt die Freizeitanlage, die im Mai eröffnet werden soll.“ Zu dem heftig ausgetragenen Streit im linksrheinischen Bezirksrathaus, ob man für ein neues Gymnasium oder eine neue weiterführende Schule votieren solle, bezog sie diplomatisch keine Stellung.