In einem Taxi nach Ungarn

Rentnerin in „geheimer Mission“ unterwegs — Taxifahrerin bleibt auf 3204 Euro sitzen.

Düsseldorf. Als Layla P. (47, Name geändert) am 9. Oktober vergangenen Jahres um 18 Uhr ihren ersten Auftrag des Tages von der Taxizentrale bekam, ahnte die Aushilfsfahrerin noch nicht, dass sie erst nach drei Tagen wieder zu Hause sein würde. An der Humboldtstraße wurde sie von Rentnerin Herta M. schon erwartet. Was folgte, war eine „geheime Mission“ über etliche Stationen bis nach Ungarn. 3504 Euro standen am Ende auf der Uhr. Doch in Ungarn musste Herta M. zugeben, dass sie kein Geld hatte. Darum saß die 68-Jährige am Mittwoch wegen Betruges vor Gericht.

Mit den Worten „Fragen Sie mich nichts. Sie fahren“ hatte Herta M. die 47-Jährige empfangen. Zunächst wollte sie nur nach Hubbelrath. Dort angekommen ließ sich die 68-Jährige in einem Wohngebiet absetzen. Die Rentnerin stieg aber dann wieder ein und fragte „Haben Sie Zeit?“ Layla hatte.

Von dort an ging es weiter zum Flughafen nach Frankfurt. Dort wollte Herta M. einen Beamten von Interpol treffen, der allerdings nicht kam. Danach steuerte Layla P. die Flughäfen von Würzburg, Nürnberg und München an. Doch auch hier wartete man vergeblich auf die „Kontaktpersonen“. Schließlich ließ sich Herta M. bis nach Ungarn chauffieren.

Die 68-Jährige erklärte, dass sie vor sieben Jahren zwei Stalker angezeigt habe und es seitdem ein schwieriges Ermittlungsverfahren gebe. Außerdem habe sie ein Buch geschrieben, in dem auch „Gedichte über die Mafia“ vorkämen. Schließlich habe sie ein Richter angerufen und aufgefordert, die Sache zu regeln. Die Kosten dafür sollte angeblich die Stadt übernehmen.

Wie Layla M. erklärte, sei die Frau sehr forsch aufgetreten und habe sie unter Druck gesetzt. Trotzdem habe sie den Eindruck gehabt, dass Herta M. bezahlen würde, zumal sie während der Fahrt auch 300 Euro Benzingeld vorstreckte. Das war aber das letzte Bargeld der Rentnerin. Kurz hinter der ungarischen Grenze machte Layla P. kehrt: „Ich war völlig mit den Nerven fertig.“ Als Herta M. eine Woche später wieder in Düsseldorf war, versuchte die 47-Jährige vergeblich, die 3204 Euro zu kassieren. Stattdessen wurde sie immer wieder vertröstet.

Es war nicht die erste „geheime Mission“ der Rentnerin. Im Juli 2010 war sie für 600 Euro mit einem Taxi von Kitzbühel nach Zürich gefahren — ebenfalls ohne Geld. Das Ermittlungsverfahren läuft noch. Inzwischen lebt Herta M. betreut und wird psychologisch umsorgt. Sie wird nun auf ihre Schuldfähigkeit untersucht. So lange ist der Prozess erst einmal unterbrochen.