Zusammenarbeit der Städte: „Das Rheinland will mehr“

IHK-Manager Udo Siepmann hat große Erwartungen an den Regio-Gipfel.

Herr Siepmann, am 22. September steigt nach langer Vorbereitung der Regio-Gipfel. Kommt da mehr heraus als in den letzten Jahren, wenn es um die regionale Zusammenarbeit ging?

Siepmann: Dort muss mehr herauskommen. Die Erwartungen sind in der Region hoch gespannt. Die Zusammenarbeit war in den letzten Jahren eher kleinräumiger Art, etwa in Aachen, Köln-Bonn oder neuerdings hier mit Düsseldorf und den Kreisen Neuss und Mettmann. Das sind gute Bausteine, aber das Rheinland will mehr.

Inwiefern?

Siepmann: Eine Metropolregion, die mit den starken Regionen in Deutschland und Europa mithalten will, muss größer sein als diese kleineren Teilregionen. Dann kann dann auch mehr für alle Beteiligten dabei herauskommen. Die Aufgabe ist jetzt, die Win-win-Situationen für alle zu definieren. Das wird nicht ganz einfach.

Welches sind für Sie die wichtigsten Themen?

Siepmann: Zunächst sollten wir das Verbindende suchen und nicht das Trennende. Dazu gehört, dass wir gemeinschaftlich die Verkehrsprobleme lösen. Das ist äußerst wichtig, deswegen ist dies neben der Kultur eines der beiden Themen, die beim Regio-Gipfel zu besprechen sind.

Was meinen Sie genau?

Siepmann: Die Güterströme, die unsere Region erreichen — vor allem von den großen belgisch-niederländischen Seehäfen als unseren Lebensadern zur Weltwirtschaft — werden erheblich zunehmen. Allein beim Containerverkehr reden wir von einer Zunahme von mehr als 70 Prozent bis 2030. Dies wird über die Schifffahrt gehen, aber auch per Lkw oder Eisenbahn — um die Güter hier herein zu bekommen, aber auch unsere Exportgüter heraus. An all diese Verkehrswege, vor allem neu geschaffene, müssen Anschlüsse hergestellt werden.

Also eine rein logistische Frage.

Siepmann: Nein, wir müssen uns fragen, wie wir mehr aus diesen Prozessen herausholen. Da sind uns unsere Nachbarn längst weit voraus, entlang der Maas etablieren sich bereits neue Häfen als leistungsstarke Güterumschlagszentren. Es geht um Flächen in und neben den Häfen, wo die Güter nicht nur umgeschlagen, sondern auch konfektioniert, verarbeitet oder veredelt werden. Die Liste reicht da vom Stahl bis zu Textilien. Auf diese Weise nehmen wir an der weiteren Wertschöpfung teil. Es ist toll, dass die Neuss-Düsseldorfer Häfen dieses Thema bereits angegangen sind.

Aber macht die Region sich nicht von allein? Viele Entscheidungen sind doch vom Markt getrieben: Ob’s die Hafen-Fusion ist oder ausgelastete Hotels in Köln zum ESC in Düsseldorf. Braucht es da noch den politischen Zusammenschluss?

Siepmann: Auf jeden Fall. Wer gemeinsam auftritt, hat größere Chancen, die Entscheidungsträger bei Bund und Land zu überzeugen und Mittel in die Region zu lenken. Und vergessen Sie nicht: Wir haben bei den Straßenprojekten die großen Achsen stehen, aber es gibt immer noch Engpässe und Visionen, etwa die Circle-Line mit Brückenschlag der U81 vom Niederrhein zur Messe bis ins Bergische.

Wird es beim Gipfel Zieldefinitionen und einen Zeitplan geben?

Siepmann: Wenn man weitermachen will, wäre es sicher sinnvoll, Arbeitsmethodik, Fahrplan und Koordination festzulegen. Die Industrie- und Handelskammern des Rheinlandes erhoffen sich genau das.

Wie weit sollte die Zusammenarbeit der Städte und Kreise gehen, um Ziele wie diese irgendwann schnell gemeinsam umzusetzen?

Siepmann: Das große Ganze wäre der Regionalplan Rheinland. Andere haben mit der Zusammenlegung von Planungskompetenzen schon begonnen. Das Ruhrgebiet, aber auch der Stuttgarter und der Frankfurter Raum, Berlin-Brandenburg sogar über Ländergrenzen hinweg.

Wie ist die Kern-Region definiert?

Siepmann: Sie reicht von Bonn über Köln bis Düsseldorf, Krefeld und Kleve, die Kreise drum herum gehören dazu, im Südwesten bis Aachen. Auch das Bergische Land mit Wuppertal und Solingen ist hierhin orientiert und deswegen im Boot. Es gibt übrigens bereits Anfragen an uns aus der größeren Nachbarschaft.

Als Name ist Region Rheinland im Gespräch. Der früher gehandelte Name Rhein-City führt beides zusammen: den weltberühmten Rhein und die Metropolregion. Ist dieser Vorschlag immer noch so belastet, weil er vom verstorbenen OB Erwin zu offensiv eingebracht wurde?

Siepmann: Über die Marke Rhein sollte es eigentlich keine Diskussion mehr geben und mir wäre der Begriff Metropolregion Rheinland der liebste. Die Menschen hier identifizieren sich mit dem Rhein, er ist positiv besetzt und international eingeführt. Engländer und Franzosen sprechen ihn nahezu gleich aus. Aber es sollte jetzt ein kreativer Findungsprozess einsetzen.

Was muss in den nächsten fünf Jahren passieren, damit Sie sagen: Die Region hat sich gefunden?

Siepmann: Meine Wunschvorstellung ist es, dass wir ein geübtes Miteinander finden und zum wechselseitigen Nutzen möglichst viele Win-win-Situationen definieren.