Stadt will Trinker von der Straße holen
Die Idee ist ein Trinkraum. Verwaltung prüft das Hilfsangebot. Die Kosten liegen bei 375 000 Euro im Jahr.
Düsseldorf. In Düsseldorf gibt es eine kleine, aber auffällige Trinkerszene. Über das ganze Stadtgebiet verteilt gibt es Treffpunkte, und überall Ärger mit genervten Anwohnern. Jetzt will die Stadt handeln und die Trinker von der Straße holen. In einer Vorlage für den Gesundheitsausschuss nächsten Mittwoch, die auf eine Initiative der SPD zurückgeht, skizziert die Verwaltung, wie das gelingen könnte.
Sieben Standorte wurden identifiziert, an denen es die meisten Probleme gibt: Münsterplatz, Lessingplatz, Oberbilker Markt, Roßstraße, Kamper Acker, Worringer Platz und Friedrich-Ebert-Straße/Ecke Karlstraße. Letztere Ecke wird als „zentraler Szenetreff“ bezeichnet mit 25 bis 50 Alkoholabhängigen, die dort regelmäßig sind, am Worringer Platz treffen sich zehn bis 20 Suchtkranke im Alter von 20 bis 60 Jahren.
Diese beiden Orte hat die Verwaltung besonders im Blick, weil das Viertel zwischen Hauptbahnhof und Kö mittlerweile ein Imageproblem hat. Wie berichtet, wird die Gegend auch von Geschäftsleerständen geplagt. Eine Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) will gegensteuern. Das Problem Zwar gibt es vor Ort Hilfsangebote wie das Café Pur am Mintropplatz für Wohnungslose oder die Drogenberatungsstelle Kom-Pass an der Charlottenstraße, aber überall ist in den Hausordnungen festgeschrieben, dass kein Alkohol konsumiert werden darf. Folge: Die Trinker bleiben auf der Straße.
Eine Lösungsmöglichkeit könnte der Aufbau eines neuen Angebots sein, das sich gezielt an Trinker wendet: Die Rede ist von einem so genannten Trinkraum für bis zu 50 Personen, wo sich Alkoholabhängige täglich bis 20 Uhr aufhalten dürfen. Der Konsum etwa von Bier würde dort toleriert. Es könnte dort Essen ebenso geben wie eine medizinische Grundversorgung sowie den Zugang zu Sozial- und Therapieangeboten. Laut Vorlage wäre die City-Ost ein idealer Standort, benötigt würde ein Ladenlokal mit 200 Quadratmetern Innen- und 100 Quadratmetern Außenfläche. Die jährlichen Kosten werden auf 375 000 Euro geschätzt.
Ähnliche Angebote gibt es u.a. in Bonn, Dortmund, Kiel und Wuppertal. Tenor: Die Einrichtungen werden wegen der zusätzlichen Angebote gut angenommen. Zehn bis 15 Prozent der Gäste fangen sogar Therapien an. Die Probleme im öffentlichen Straßenraum haben sich stark verringert.
Ob ein solches Projekt in Düsseldorf auf den Weg gebracht wird, hängt indes von der Politik ab. Die Ratsmehrheit zeigt sich aufgeschlossen. CDU-Fraktionschef Friedrich Conzen sagt zu, die Idee intensiv zu prüfen. Schwierig seien die Fragen der Finanzierung und der Standortwahl, „so etwas will niemand vor der Haustür haben“. Aber man habe ein offenes Ohr und werde sich in Kürze mit der ISG treffen. Vom ISG-Vorsitzenden Bernd Clasen kommen ebenso vorsichtig positive Signale („Alles, was die Situation verbessert, ist gut“) wie von der FDP. Fraktionschef Manfred Neuenhaus: „Es darf keine Vertreibung von Suchtkranken geben. Aber wenn ein Angebot auf freiwilliger Basis funktioniert, ist es eine gute Sache.“