Düsseldorf Industriehafen: Von Düsseldorf aus in die ganze Welt
Ob Schiff, Schiene oder Straße: Im Industriehafen Düsseldorf finden die Waren ihren Weg.
Düsseldorf. Den 20-Tonnen-Container bewegt er, als handele es sich um ein Leichtgewicht. Kranführer Viktor Schwarzkopp schaut durch das Fenster am Boden der Kabine auf die gestapelten Container. Ein Lkw fährt vor. „Der muss auf Anton 3/2“, sagt eine Stimme durch das Funkgerät. „Anton 3/2“, wiederholt er kurz und lässt den Greifer des Krans herunterfahren. Punktgenau. An den Seiten des Containers wird der Greifer verriegelt. Ein Lichtsignal zeigt an, dass nun alles sicher ist. Also zieht ihn Schwarzkopp hoch und gleitet zur Stelle A3. Dort steht bereits ein anderer Container, deshalb stapelt er ihn in zweiter Ebene. Zentimeterarbeit. Einen Plan der Abstellplätze braucht er dafür nicht. „Wir machen das jeden Tag, ich weiß, wo der hin muss.“
Der rund fünfzehn Meter hohe Kran steht inmitten des Düsseldorfer Hafens. In der Nähe befindet sich ein Gas-Kraftwerk sowie ein Logistikzentrum. Im Hafen werden Güter trimodal verladen: Über Straße, Schienen oder Wasserweg. Zu Kranfahrer Schwarzkopp kommen Lkw, ihre Fracht wird am Wasser entlang für die Schiffe bereitgestellt. Die haben über den Rhein direkten Anschluss zu Seehäfen in den Niederlanden. Rund 120 Container bewegt er so in einer Acht-Stunden-Schicht. Auch ein Zug kann in das Terminal fahren. Was in den Containern drin ist, weiß er nicht.
Das Containerterminal sei das Herzstück des Hafens, findet Rainer Schäfer, Geschäftsführer der Neuss-Düsseldorfer Häfen. 1982 gegründet, wurde es schrittweise ausgebaut. „Für einen modernen Hafen ist ein kombinierter Containerumschlag unabdingbar.“ Rund 20 Millionen Euro seien seither investiert worden. „Wir stellen Krananlagen, Grundstücke und Personal.“ Betrieben wird das Terminal von dem Unternehmen DCH.
Mitten in der Stadt liegt der Hafen, umringt von Büros, Gastronomie und einem Golfplatz. „Flächenmäßig war der Hafen zu groß, deshalb musste er sich auf politischen Wunsch hin verkleinern“, sagt Rainer Schäfer. Dies führte zur Entwicklung des Medienhafens. „Wir sind sehr froh, dass durch die gemeinsame Hafenvereinbarung die Düsseldorfer Politik jetzt eindeutig geregelt hat, wo der Medienhafen aufhört und keine weitere Wohnbebauung an den Industriehafen heranrückt.“
Verkleinerung führte zu Investitionen. „Im Gegenzug wurden im hinteren Hafenteil Ausbaumaßnahmen durchgeführt. Dahin konnten Unternehmen wie Fortin, größter Haferflockenhersteller Europas, verlagert werden“, erklärt der Geschäftsführer. „Die Mittel aus den Grundstücken flossen in die Modernisierung des Wirtschaftshafens wie in das Containerterminal.“
Und hier schwebt Kranführer Schwarzkopp mit seinem Koloss über den Containern. Mit dem Hebel in der rechten Hand kann er den Kran über zwei Schienen auf dem Boden bewegen. Zusätzlich fährt das Führerhaus an einer Aufhängung, so dass eine Fläche von rund 180 mal 100 Metern abgedeckt wird. Auf die Frage, ob es ein gutes Gefühl sei, mit so einer Leichtigkeit die schweren Güter zu verladen, lächelt er. „Natürlich macht der Job Spaß.“ Seit fast fünf Jahren arbeitet er als Kranführer hier in Düsseldorf.
Nebenan sind zwei weitere Kräne mit dem Abladen der Züge beschäftigt. „Wir wollen die Container nicht nur umschlagen, sondern auch wertschöpfende Tätigkeiten und Arbeitsplätze in den Hafen bringen“, erklärt Rainer Schäfer. 2016 sei dafür eine neue moderne Logistikanlage im Handelshafen durch einen Investor fertiggestellt worden.
Nichtsdestotrotz stand der Hafen wegen der Verkleinerung vor großen Herausforderungen. „Uns wurde klar, dass es Düsseldorf alleine kaum mit Neuss, Köln und Duisburg aufnehmen kann“, sagt der Geschäftsführer. Die Lösung lag gleich auf der anderen Seite des Rheins. Um entwicklungsfähig zu bleiben, folgte 2003 die Fusion mit dem direkten Nachbarn in die Neuss Düsseldorfer Häfen. „Es entstand der drittgrößte Binnenhafen Deutschlands“, berichtet Rainer Schäfer. „Das war eine sehr gute Entscheidung. Seither konnten wir jedes Jahr einen Gewinn verzeichnen.“ Durch die Fusion konnten beide Häfen ihre Stärken zusammenbringen.
Trotzdem gab es eine weitere Herausforderung. „Beide Häfen sind von der Fläche her nicht erweiterbar“, erklärt Schäfer. Deshalb sei 2007 eine Beteiligung am Hafen Krefeld realisiert worden. Gemeinsam mit den Häfen Köln wurde 2012 die RheinCargo gegründet. „Dort haben wir das gesamte operative Geschäft zusammengebracht. Durch diese Kooperation konnten weitere Kunden erreicht und mit dem neuen Angebot noch besser zufriedengestellt werden“, sagt er.
Sieben Hafenstandorte am Rhein mit ihrer eigenen Spezialisierung und Eisenbahnunternehmen sind nun Teil der Rheincargo. „Damit sind wir auch die größte deutsche private Gütereisenbahn.“ Sichtlich stolz ist Rainer Schäfer über die Entwicklung des Hafens: „Aus dem kleinen Hafen Düsseldorf ist ein europaweit tätiges Logistikunternehmen geworden.“