Düsseldorf Insolvenz: Hafen-König für die Justiz abgetaucht

47-Jähriger in Abwesenheit verurteilt. Insolvenzverwalter erstattet Betrugs-Anzeige.

Düsseldorf. Wenn Personen für die Justiz nicht auffindbar sind, werden Dokumente öffentlich zugestellt. Im Landgericht an der Werdener Straße hängt seit einigen Tagen ein Zivilurteil, weil die Adresse des Empfängers unbekannt ist. Die Richter hatten einem Getränke-Lieferanten 197.143 Euro in einem Prozess zugesprochen. Ob das Geld jemals fließen wird, ist aber fraglich. Denn von dem Schuldner, einem 47-jährigen Gastronomen, fehlt offenbar jede Spur. Und nicht nur das. Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Hafen-König. Der Insolvenzverwalter hat Anzeige wegen Betruges erstattet.

Zeitweise hatten vier Szene-Lokale im Hafen zum Gastro-Imperium des 47-Jährigen gehört. Bereits vor fünf Jahren gab es einen Wechsel in der Geschäftsführung. Trotzdem hatte der Gastronom eine persönliche Bürgschaft für die Getränke-Lieferungen übernommen. Weil die nicht bezahlt wurden, zog die Firma vors Zivilgericht.

Für Schlagzeilen sorgte im Januar vor drei Jahren ein spektakulärer Überfall auf einen Geldboten der Lokale in Hubbelrath, bei dem 51 770 Euro erbeutet wurden. Bald stellte sich heraus, dass die Täter aus dem Umfeld des 47-Jährigen kamen. Sie sind inzwischen verurteilt.

Offenbar geriet das Firmen-Geflecht danach in finanzielle Turbulenzen. 2013 drohte dem Firmensitz — eine Villa in Hubbelrath — die Zwangsversteigerung. Finanzamt und Stadtsparkasse hatten Forderungen in Millionenhöhe angemeldet. Kurz vor dem Termin wurde das Haus dann für 1,2 Millionen Euro verkauft. Offenbar hatte sich der Gastronom mit den Gläubigern geeinigt.

Inzwischen ist der Geschäftsmann aber nicht mehr aufzufinden. Dem Gericht lagen mehrere Adressen in Köln und Düsseldorf vor, doch dort konnte das Urteil des Zivilgerichtes nichts zugestellt werden. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen eine Adresse in London ermittelt, wo sich der 47-Jährige angeblich aufhalten soll.

Offenbar waren dem Insolvenzverwalter Unregelmäßigkeiten bei dem Verfahren aufgefallen. Darum hat er sich entschlossen, Strafanzeige wegen Betruges zu erstatten. Wie Christoph Kumpa, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, erklärte, stehen die Ermittlungen aber noch am Anfang.

Zwei der Hafen-Lokale werden von einer Nachfolge-Gesellschaft weitergeführt. Ein Restaurant hat einen völlig neuen Betreiber, der dort vor allem Burger verkauft. Der Club an der Speditionstraße steht bereits längere Zeit leer.