Designermode vom Discounter Jette Joop-Kollektion: Wenn der Aldi-Laden zum Laufsteg wird
Discount-Riese Aldi Süd präsentiert seine von der Designerin Jette Joop entworfene Damenmode-Kollektion stilgerecht. Als Hintergrund dient die Filiale auf der Düsseldorfer Königsallee. Die Designerin findet: „Jeder Mensch hat das Recht auf gutes Design.“
Düsseldorf (dpa) - Musik dröhnt durch die Aldi-Filiale auf der Düsseldorfer Königsallee. Und dann geht die Show los: Zehn Models präsentieren am Dienstagabend auf einem improvisierten Catwalk vor den Warenregalen mit Limonade und Dosenbier zu hämmernden Beats eine Damenmode-Kollektion, die von der Designerin Jette Joop exklusiv für den Billiganbieter entworfen wurde.
Insgesamt 27 Teile umfasst die Kollektion, die in immer neuen Kombinationen auf dem Laufsteg präsentiert wird: Blusen, Cardigans, Pullover, Kleider, Lounge Pants, Tücher, Taschen, Sneaker und Sandaletten - in schwarz, weiß, grau und Pastelltönen wie rosa und hellblau. Die Preise reichen von 8 bis 20 Euro.
Aldi Süd wolle „ein Zeichen dafür setzen, dass Designerstücke nicht unbedingt teuer sein müssen“, begründet die stellvertretende Aldi-Einkaufsleiterin Kim Suckow den überraschenden Schritt der Billigkette. Jette Joop wird geradezu philosophisch: „Jeder Mensch hat das Recht auf gutes Design.“ Die Zusammenarbeit mit dem Billiganbieter gebe jeder Kundin die Möglichkeit sich ihre Entwürfe leisten zu können.
Der Textilbereich ist kein Neuland für den Discounter. Aldi Nord und Aldi Süd gehören zusammen laut einem Ranking des Branchenmagazins „Textilwirtschaft“ mit einem Umsatz von über einer Milliarde Euro inzwischen zu den zehn größten Textilhändlern Deutschlands. Doch durch die Zusammenarbeit mit der bekannten Designerin geht Aldi Süd deutlich über das bisherige Angebot hinaus.
„Mit der Jette-Joop-Kollektion will Aldi ein jüngeres, markenorientierteres Publikum ansprechen und neue Kunden anlocken“, erklärt Denise Klug vom Handelsanalysten Planet Retail den Schritt. Aldi stehe unter Druck. Es gebe in Deutschland kaum noch die Möglichkeit, durch Öffnung neuer Märkte zu wachsen. Gleichzeitig werde der Wettbewerb mit Lidl, aber auch mit den großen Supermarktketten immer intensiver. Umso wichtiger sei es, neue Kunden anzulocken - durch die Aufnahme von Markenartikeln in die Regale oder eben durch eine Zusammenarbeit mit Jette Joop.
Der Zeitpunkt für die Modeoffensive scheint gut gewählt. Denn während mittelpreisige Textilanbieter wie Steilmann, Gerry Weber oder Tom Tailor mit Problemen kämpfen, boomt das Geschäft der Textildiscounter. Die irische Billigkette Primark will in dieser Woche ihre 20. Filiale in Deutschland eröffnen. Auch der Discounter KiK legt weiter zu. Er will die Zahl seiner Filialen in den nächsten Jahren von derzeit 2600 auf bis zu 3000 steigern.
Für Jette Joop beschreibt die Arbeit für den Discounter als Herausforderung. Auf die Frage, wie viel Zeit sie in die Kollektion investiert habe, antwortet sie: „Gefühlt vielleicht ein halbes Leben.“ Jedes Teil sei man zusammen durchgegangen: seinen Schnitt, seinen Stoff, die Farbe und natürlich den Preis, berichtet sie. Es sei darum gegangen beim Modegrad den richtigen Mittelweg zu finden und dabei den gesetzten Preisrahmen einzuhalten.
Aldi ist nicht der erste Billiganbieter, der versucht, das eigene Image durch die Zusammenarbeit mit bekannten Designern aufzuwerten. Vor allem die Textilhandelskette H&M machte immer wieder Schlagzeilen durch die Zusammenarbeit mit großen Namen der Modewelt wie Karl Lagerfeld, Stella McCartney oder Versace.
Wird Aldi künftig öfter Designermode zum Schnäppchenpreis anbieten? Der Discounter lässt das offen. Aldi-Managerin Suckow sagt nur: „Wir machen es natürlich abhängig vom Erfolg der Aktion.“