Mit Kleinkind im Museum — Kurse sind selten

Wer mit seinem (jungen) Kind ins Museum gehen möchte, sollte dies selbst in die Hand nehmen — städtische Programme für die Kleinsten gibt es kaum.

Mit Kleinkind im Museum — Kurse sind selten
Foto: Archiv/Bernd Schaller, Frauke Komander (6)

Düsseldorf. Die Steckdosen sind nicht kindersicher und genau in Augenhöhe des Kindes. Das sieht man als Elternteil direkt — wer mit Kleinkind das Schifffahrtmuseum besucht, muss aufmerksam sein. Die WZ erkundet mit einem anderthalbjährigen Kind den Schlossturm. Direkt am Eingang läuft eine Kinderpolonaise von Sieben- bis Neunjährigen vorbei — es wird mal wieder Kindergeburtstag im Schifffahrtmuseum gefeiert. Als Erstes wird das Schließfach ausgiebig vom Kleinkind begutachtet, dann die Putzfrau mit dem spannenden Staubsauger begrüßt. Und Doris Ahlgrimm, die am Einlass sitzt, erklärt ausgiebig das Heft für Kinder „Rallye im Schlossturm“: Eltern und Kind können die 22 Fragen richtig beantworten und erhalten ein Zertifikat. Kinder sind hier gerngesehene Gäste.

Mit Kleinkind im Museum — Kurse sind selten
Foto: Archiv/Bernd Schaller, Frauke Komander (6)

Wir arbeiten uns von unten im Keller bis ganz nach oben vor. Was mit anderthalb Jahren am eindrucksvollsten ist? Über die Landkarten auf dem Boden zu laufen, Muscheln aus dem kleinen Sandkasten zu fischen, Schubladen zu öffnen, ein Schiff auf einer großen Leinwand mit Steuerrad zu steuern — und an dem silbernen Türstopper am Boden zu drehen.

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Foto: Archiv/Bernd Schaller, Frauke Komander (6)

Auf einmal läuft ein zweites Kind an den Schiff-Modellen vorbei: Auch die Düsseldorferin Anja Odebrecht und ihre zweijährige Tochter Lena sind zu Besuch. Kind und Museum — funktioniert das? Die Mutter lacht und sagt: „Wie das halt so klappt mit Kleinkindern — man kann dann ja doch nicht so in Ruhe gucken. Aber vieles findet Lena sehr spannend, besonders wenn man etwas selbst ausprobieren kann.“ Die Ausstellung „Ego Update“ im NRW-Forum haben sie sich ebenfalls angesehen: „Die Ausstellung darf nicht zu trocken sein.“

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Foto: Archiv/Bernd Schaller, Frauke Komander (6)

Das bestätigt auch Matthias Hamann, Vorsitzender des Bundesverbands Museumspädagogik: „Man muss die Kinder im Museum etwas machen lassen und mit einbeziehen.“ Hamann ist für Museumspädagogik in NRW zuständig. Er sagt: „Angebote von Museen für Kleinkinder unter vier Jahren gibt es selten. Auch wenn die Museen mit Kindergärten zusammen arbeiten, beginnen Programme meist erst ab der Vorschule.“

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Foto: Archiv/Bernd Schaller, Frauke Komander (6)

Wenn es Programme gibt, richten sie sich gleichermaßen an Kleinkinder und ihre Eltern, wie beispielsweise der „Minimaler-Workshop für Kindern von 2 bis 5 Jahren“ im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. „Der spielerische Zugang ist bei allen Programmen für Kleinkinder ähnlich: Eine kleine Gruppe bekommt eine bestimmte Aufgabenstellung, beispielsweise werden alle blauen Bilder im Museum gesucht und hinterher wird zum Beispiel mit blauer Farbe gemalt“, sagt Hamann.

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So können sich schon Kleinkinder mit dem Museumsraum vertraut machen, ohne dass ihnen langweilig wird. Hamann erklärt: „Je früher Kinder feststellen, dass Museen Orte der Freizeitgestaltung sein können, desto besser. Denn Kinder schauen anders hin als Erwachsene.“

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In Düsseldorf gibt es kaum Angebote von städtischen Museen, die sich an Kleinkinder unter vier Jahren richten. Ein Beispiel für ein Angebot: Die Werkstatt für Frühpädagogik „Kleines Studio“ im K21 wendet sich an Kinder ab drei Jahren — in Workshops werden alltägliche Erfahrungen der Kinder mit künstlerischen Themen verknüpft. Auch die Tonhalle und das Tanzhaus haben partizipative Angebote für Kleinkinder.

Petra Winkelmann, stellvertretende Amtsleiterin des Kulturamtes in Düsseldorf, sagt: „Ganz kleine Kinder als Zielgruppe wurden bisher nicht anvisiert, denn man auch muss gewisse Rahmenbedingungen haben.“ Es fehle an (klein-)kinderfreundlichen und sicheren Räumlichkeiten sowie geeigneten Toiletten und Wickelmöglichkeiten. „Es stellt sich aber insbesondere auch die Frage, wie sinnvoll es ist, sich an Kleinkinder zu richten“, sagt Winkelmann.

Denn Kleinkinder seien noch nicht selbstständig genug, die Eltern müssten immer dabei sein und sprachliche Fähigkeiten seien noch nicht ausreichend vorhanden. Trotz fehlender Angebote: „Mit den Eltern mitgehen können die Kinder ja trotzdem immer“, sagt Winkelmann.