Jüdisches Gymnasium tauscht komplette Schulleitung aus
Der Leiter war schon im Herbst beurlaubt worden, Stellvertreter hatte jetzt den letzten Tag. Ein Frankfurter will „neue Strukturen “ aufbauen.
Düsseldorf. Bereits anderthalb Jahre nach Gründung des Albert-Einstein-Gymnasiums steht ein Neustart für das erste jüdische Gymnasium in NRW seit dem Zweiten Weltkrieg an. Grund dafür ist ein Personalwechsel in der Schulleitung. Über die genauen Hintergründe schweigen sich die Beteiligten aus.
Fest steht: Nach den Herbstferien war zunächst Schulleiter Michael Bock beurlaubt worden. Er war bereits pensioniert, als er im August 2016 zunächst auf zwei Jahre befristet die Stelle antrat — mit der Option auf Verlängerung. Da der Vertrag noch bis Juli läuft, will Bock nur so viel sagen: „Ich habe vom Vorstand ein Redeverbot bekommen.“
Gänzlich beendet ist das Arbeitsverhältnis nun seit am Mittwoch mit Pavle Madzirov, der Bocks Stellervertreter war und als sein Nachfolger gehandelt wurde. Er sagt immerhin etwas mehr: „Ich bin mir mit dem Vorstand der Jüdischen Gemeinde nicht einig geworden — über Fragen der Personal- und Schulentwicklung.“ Madzirov beschreibt zudem Schwierigkeiten, aus professioneller Sicht mit dem ehrenamtlich operierenden Vorstand Oded Horowitz (Vorsitzender), Ruth Rubinstein und Ran Ronen zusammenzuarbeiten.
Madzirov wird nun Schulleiter an einer Realschule in Neuss. Für das Einstein-Gymnasium hatte er ein preisgekröntes interaktives Programm entwickelt.
Auch aus Sicht von Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde, haben „unterschiedliche Auffassungen“ der bisherigen Führungsriege und des Vorstands zur Trennung geführt. Er nennt auch verschiedene Vorstellungen vom Miteinander an der Schule als Grund. Während der Vorstand auf eine kleine, intime Gemeinschaft Wert lege, in der man sich kennt, käme Madzirov aus einem anderen System sowie einer großen Schule.
Neuer Schulleiter wird nun Rafael Luwisch, der vor seiner Pensionierung im Jahr 2016 stellvertretender Schulleiter am jüdischen Gymnasium in Frankfurt war, und von „einer extrem spannenden Herausforderung“ spricht. Laut Februar-Ausgabe der Jüdischen Gemeindezeitung in Düsseldorf wird der 1950 in lsrael geborene Luwisch nur drei Tage in der Woche vor Ort sein, da er seinen Lebensmittelpunkt in Frankfurt nicht aufgeben will. Zitiert wird er mit den Worten: „Die Schule braucht auf vielen Gebieten neue Strukturen und Konzepte.“ Was das genau bedeutet, konnte er gestern am späten Nachmittag nicht mehr beantworten, da er sich laut Auskunft seines Sekretariats wieder auf dem Weg nach Frankfurt befand. Sein Stellvertreter wird Sven Georg, der die Schule seit Bocks Weggang kommissarisch leitete.
Szentei-Heise sieht die Schule trotz allem auf einem guten Weg. „Wir sind sehr zufrieden.“ Dass die zu Beginn als Ziel formulierte Dreizügigkeit noch nicht erreicht ist, ist aus seiner Sicht kein Grund zur Sorge. „Fachleute haben uns immer gesagt, dass es vier bis fünf Jahre dauert, bis es richtig läuft.“ Aber schon jetzt sei die Schülerzahl gewachsen. Mehr als 80 Kinder sind aktuell auf zwei fünfte und zwei sechste Klassen aufgeteilt.
Einen neuen Stand zum geplanten Umzug gibt es noch nicht. Das umgebaute Bürogebäude der IDR an der Theodorstraße wird in einigen Jahren zu klein sein. Das Innenministerium prüft zurzeit laut Szentei-Heise alle sicherheitsrelevanten Standards für den favorisierten Standort an der Borbecker Straße.