Düsseldorf Justiz-Posse um ein herrenloses Fahrrad

Angeblicher Diebstahl bleibt ein Rätsel. Nun will die Staatsanwaltschaft nachermitteln.

Düsseldorf: Justiz-Posse um ein herrenloses Fahrrad
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Düsseldorf. War es eine Geschenk als Dankeschön für einen Umzugshelfer oder doch ein Diebstahl? Seit zweieinhalb Jahren beschäftigt ein herrenloses Fahrrad die Gerichte. Bereits der zweite mutmaßliche Täter muss sich für den vermeintlichen Diebstahl verantworten — obwohl es keinen Geschädigten gibt. „Es ist ein Beispiel dafür, wie die Justiz sich selbst beschäftigt. Eine echte Posse“, schüttelt Rechtsanwalt Joachim Müller den Kopf.

Er vertritt einen 50-jährigen Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, der im März 2013 von der holländischen Grenze nach Düsseldorf gezogen ist. Dabei half ihm ein Kumpel mit seinem Lieferwagen. Als am Rather Broich alle Möbel ausgeladen waren, stand nur noch das Fahrrad des 50-Jährigen vor der Tür. Spontan entschloss er sich, seinem Freund den Drahtesel als Dankeschön für die Umzugshilfe zu überlassen.

So jedenfalls die übereinstimmende Version der beiden Männer. Nichtsahnend packte der Umzugshelfer das Rad in seinen Lieferwagen und fuhr davon. Doch kurz danach bekam er Besuch von der Polizei. Denn ein aufmerksamer Nachbar hatte beobachtet, wie der Drahtesel eingeladen wurde und die Polizei alarmiert. Die leitete ein Strafverfahren ein. Allerdings: Bis heute hat sich kein Geschädigter gemeldet. Es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, dass das Rad tatsächlich gestohlen wurde. Trotzdem wurde von der Justiz weiter wegen Diebstahls ermittelt.

Zunächst musste sich der Umzugshelfer vor dem Amtsgericht verantworten. Er konnte glaubhaft versichern, dass er mit einem möglichen Diebstahl des Rades nichts zu tun hatte und verließ das Gericht mit einem Freispruch.

Nun saß der 50-Jährige auf der Anklagebank, dem das Fahrrad gehört haben soll. Der wiederholte er/neut die Geschichte vom Umzug, die bis heute nicht widerlegt werden. Trotzdem war die Staatsanwaltschaft nicht zufrieden. Sie will nun weitere Ermittlungen anstellen, wann der Umzug tatsächlich stattgefunden hat. Danach soll der Prozess dann fortgesetzt werden.