Kaffee und Schokolade auf Bestellung gestohlen?

Anklage gegen Chef eines Oberbilker Lebensmittelmarktes. Er soll Kunde einer „Klaubrigade“ sein.

Düsseldorf. Waren, die in den Regalen eines Oberbilker Lebensmittelmarktes standen, sollen kurz zuvor noch bei den Konkurrenten Lidl oder Netto angeboten worden sein. Gegen den 36-jährigen Geschäftsführer hat die Staatsanwaltschaft jetzt Anklage erhoben. Er soll Waren für seinen Laden bei einer „Klaubrigade“ in Wuppertal bestellt haben.

Im vergangenen Jahr ermittelte die Kriminalpolizei in Wuppertal gegen die Bande, der inzwischen mehr als 400 Straftaten vorgeworfen werden. Die Verdächtigen wurden auch per Telefon-Überwachung verfolgt. Dabei bekamen die Beamten Anfang Oktober auch seltsame Botschaften wie „Wer ist Dellmeier?“ (Gemeint war Dallmayr) oder „Milka muss verschieden sein“ mit.

Außerdem tauchte die Telefonnummer des Düsseldorfer Lebensmittelhändlers auf. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden ihm am 4. Oktober 95 Packungen Kaffee und 90 große Packungen Milka-Schokolade geliefert. Am 8. November sollen es weitere 80 Packungen Kaffee gewesen sein.

Der 36-Jährige bestreitet die Vorwürfe zum großen Teil. Er gibt lediglich zu, dass er einmal zwölf Gläser Nescafé, zwölf Päckchen Dallmayr-Kaffee und zwölf Tafeln Schokolade von einem Mittelsmann erworben habe. Weitere Geschäfte seien nicht zustande gekommen, weil er einen „Herkunftsnachweis“ über die Waren verlangt habe.

In Wuppertal stehen zurzeit sieben mutmaßliche Mitglieder der „Klaubrigade“ im Alter von 25 bis 45 Jahren vor Gericht. Sie sollen in Rumänien gezielt Landsleute angeworben haben, um hier auf Bestellung Diebstähle zu begehen. Dazu sollen in den Märkten so genannte Klau-Schürzen eingesetzt worden sein, die mit Aluminium ausgelegt sind. So kann man gestohlene Waren unbemerkt an der Kasse vorbei mogeln.

Für die 90 Tafeln Milka, die in Oberbilk landeten, sollen die Täter einen Tag für die Lieferung gebraucht haben. Die Schokolade wurde angeblich in sieben verschiedenen Supermärkten „beschafft“ und dann wie bestellt geliefert. Der Prozess gegen den 36-Jährigen findet am 6. März 2015 statt.