Kaiserswerther Diakonie wächst und wächst

Matthias Dargel, Pfarrer und Ökonom, zieht Bilanz für den größten Arbeitgeber im Norden der Stadt und für einen großen Investor.

Düsseldorf. Die Kaiserswerther Diakonie ist das größte diakonische Sozialunternehmen in NRW. Der Konzern, der nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt wird, aber ein gemeinnütziges Unternehmen ist, erbrachte im letzten Jahr Überschüsse von 2,2 Millionen Euro. Der Boom setzt sich 2010 fort. Dies erklärte der Vorstandssprecher Matthias Dargel.

Der Umsatz sei seit 2005 von 100 auf 140 Millionen Euro gestiegen, nicht durch Zukäufe, sondern durch den Ausbau bestehender Aufgaben. Erstaunlich hoch sei zugleich das Spendenaufkommen, es stieg 2009 von 640.000 auf 800.000 Euro.

Dargel nennt seine Einrichtung einen "bunten Konzern". Man habe sich seit der Gründung des Unternehmens durch Theodor Fliedner vor 174 Jahren nie spezialisiert, sondern decke alle sozialen Aufgaben ab. Nach dem Motto "Leistung aus einer Hand" reichen die Arbeitsfelder von der Erziehung, Betreuung, Pflege und Ausbildung bis zur Medizin.

Das Wachstum zeigt sich in 1600 Lehrplätzen. Dazu Dargel: "Die Kaiserswerther Diakonie bietet die Ausbildung für die gesamte Region an, in Düsseldorf beispielsweise für die Sana-Krankenhäuser und das Evangelische Krankenhaus. Während sich viele Träger längst von Altenpflege- und Krankenpflegeschulen verabschiedet haben, bauen wir diese Bereiche aus."

Sein Betrieb ist der wichtigste Arbeitgeber im Norden der Stadt, mit 2170 Mitarbeitern, fünf Prozent mehr als 2009. Das Salär liege "deutlich über dem Mindestlohn", betont Dargel.

Zum breit gefächerten Angebot gehört das Internat. Unter den 80 Schülern befinden sich 20 Afghanistan-Flüchtlinge, die ohne Eltern auf dem Düsseldorfer Flughafen landeten und nicht nur schulisch, sondern oft auch psychologisch betreut werden.

Es gibt zwei Schwerpunkte, einerseits die Altenhilfe, mit besonderen Demenz-Programmen im Stammhaus am Kaiserswerther Markt, andererseits die Geburten im Florence Nightingale-Krankenhaus. Sie stiegen in den vergangenen fünf Jahren von 1200 auf 1600.

Bei einem Eigenkapital von 24 Prozent werden große Projekte im Florence Nightingale-Krankenhaus gestemmt. Abgeschlossen ist der Umbau der Psychiatrie. Die Sanierung des Bettentraktes, die Neubauten für den OP-Bereich und die Intensivstation sind für 2011, die Anbauten an die Lungenklinik bis 2013 geplant. Jährlich werden 30 Millionen Euro investiert.

Entgegen früherer Tendenzen wird von dem 39 Hektar großen Immobilienbesitz an der Alten Landstraße nichts mehr verkauft. Dargel begründet dies damit, dass die Reserveflächen als Sicherheiten für die Banken bei der Kreditaufnahme gelten. Außerdem wolle man keine Ghetto-Bildung. Auch die Gesunden sollen übers Gelände gehen und sich wohlfühlen. "Wir sehen uns als einen Stadtteil in Kaiserswerth."