„Natürlich will Heine gelobt werden“
Joseph Anton Kruse, Vorsitzender der Heine-Gesellschaft, hält den Streit um die Walhalla für kleinlich.
Düsseldorf. Er selbst hätte es vermutlich nicht offen zugegeben. Aber so ein bisschen Ehre nach dem vielen Leid und den Schmähungen, die ihm Vaterland und Heimatstadt angetan haben, hätte Heinrich Heine sicher gutgetan. Jetzt, 154 Jahre nach seinem Tod, wird der große Dichter zum nationalen Denkmal. Und ausgerechnet jetzt streiten sich die Düsseldorfer mal wieder - übers Geld und darüber, ob Heine überhaupt in die Walhalla gewollt hätte. Eine kleinlich-peinliche Geschichte, wie Joseph Anton Kruse, der frühere Direktor des Heine-Instituts, meint.
Kruse: Ich habe an meinem 16.Geburtstag eine Radtour zum Hermannsdenkmal gemacht. Das genügte mir.
Kruse: Nein. Ich war in Regensburg, aber bisher noch nie in der Walhalla. Jetzt denke ich jedoch, wenn ich wieder einmal in der Nähe bin, und wenn er, also Heine, da stünde, dann würde ich die Ruhestätte doch besuchen.
Kruse: Ja, leider. Und mir ist überhaupt nicht klar, warum die Diskussion jetzt geführt wird. Die Entscheidung, dass Heine in die Walhalla kommt, fiel doch schon 2006.
Kruse: Nein. Ich glaube sogar, es hätte ihm eine diebische Freude bereitet. Vorausgesetzt, er hätte die Entwicklung der deutschen Geschichte beobachten können.
Kruse: Genau, er ist einer der wichtigsten Aufklärer. Und ich bin davon überzeugt, dass die Kenntnis der Heine-Lektüre einen wichtigen Anteil an unserer Lebensweise hat.
Kruse: Ja. Als ich einmal in der deutschen Nationalbibliothek in Leipzig war, standen sie da alle, die Köpfe der großen deutschen Dichter. Nur von Heine keine Spur. Wenn er aber doch in einem Atemzug mit Goethe genannt wird, dann soll er auch neben ihm stehen. Ein Besucher aus dem Ausland, der sich für das deutsche Geistesleben interessiert, erwartet das. Er erwartet in der Geburtsstadt des Dichters eine Heinrich-Heine-Universität und er erwartet einen Heine-Kopf in der Walhalla.
Kruse: Der Streit ist kleinlich, aber er ist auch typisch, denn wenn es um Heine geht, gibt es immer Streit. Das war bei der Umbenennung der Düsseldorfer Universität nicht anders. Bei Heine läuft es nie glatt. Und das Schlimmste ist, es bleibt immer etwas am Autor hängen.
Kruse: Ich glaube, es hätte ihm sogar gefallen. Schließlich ist es eine skurrile und dadurch heitere, satirische Geschichte.
Kruse: Es ist vielmehr eine kleine Verbeugung vor dem Heine’schen Schicksal, vor Heines Wirkungsgeschichte. Der Spalt drückt die Zerrissenheit des Dichters aus und auch die Diskussion um den Platz in der Walhalla.
Kruse: Ja. Er will natürlich gelobt werden. In der Harzreise schreibt er: "Jeder Autor, und sei er noch so groß, wünscht, dass sein Werk gelobt wird."