Jugendkriminalität Kampf gegen Intensivtäter: Jetzt kommt das Haus des Jugendrechts

Düsseldorf · Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendamt ziehen unter ein Dach.

Polizeipräsident Norbert Wesseler, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Oberstaatsanwaltschaft Falk Schnabel (v.l.) haben eine Kooperationsvereinbarung für das Haus des Jugendrechts unterzeichnet.

Foto: Joachim Hennig

Straffällig gewordene Jugendliche sollen in Düsseldorf in Zukunft noch intensiver betreut werden. Dazu sollen Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendamt künftig in einem sogenannten „Haus des Jugendrechts“ unter einem Dach zusammenarbeiten. „Wir wollen Jugendliche rechtzeitig abfangen, die auf dem Weg sind, in eine kriminelle Laufbahn abzurutschen“, erklärt Oberstaatsanwalt Falk Schnabel die Zusammenarbeit. „Es soll das richtige Maß an Hilfe, Fürsorge und Sanktionen gefunden werden, um zukünftige Delikte zu verhindern“.

Das können dann Auflagen in Form von Sozialstunden sein oder ähnliche Sanktionen. Den Jugendlichen sollen die Konsequenzen einer kriminellen Laufbahn verdeutlicht werden, betont Kriminalkommissar Frank Schier. Ein Besuch in einer Justizvollzugsanstalt wäre auch möglich. „Wir müssen für jeden einzelnen Fall den richtigen Anpack finden, um erfolgreich zu sein“, erklärt Polizeipräsident Norbert Wesseler. „Mit den unterschiedlichen Disziplinen unter einem Dach erhoffen wir uns auch das erfolgreiche Modell weiterzuentwickeln.“

Grundsätzlich ist die Zusammenarbeit nicht neu. Stadtdirektor Burkhard Hintzsche betont, dass es die enge Zusammenarbeit zwischen Polizei, Jugendamt und Staatsanwaltschaft in Düsseldorf schon immer gegeben habe, aber nicht unter einem Dach. Mit dem Haus des Jugendrechts sollen kurze Wege entstehen. Persönlicher Kontakt soll Schriftverkehr und Aktentransport ersetzen.

Haus des Jugendrechts soll an der Heinrich-Heine-Allee einziehen

Die neue Kooperation soll an der Heinrich-Heine-Allee 1 sitzen. Noch seien nicht alle Verträge geschlossen, teilte Stadtdirektor Hintzsche mit. Ende der zweiten Jahreshälfte 2019 werde mit der Anmietung begonnen. Zunächst werden nur Jugendhilfe und Staatsanwaltschaft einziehen. 2020 soll dann auch der zweite Teil angemietet werden und die Polizei mit in das Haus des Jugendrechts einziehen.

Insgesamt sollen dann 42 Personen in der Einrichtung sitzen. Etwa 30 Kriminalbeamte, zehn Mitarbeiter der städtischen Jugendhilfe im Strafverfahren und zwei staatsanwaltliche Arbeitskräfte.

Die Überlegungen eines Hauses des Jugendrechts gebe es schon seit 20 Jahren. Damals kam ein Impuls aus Stuttgart. Bundesweit gibt es aktuell neunzehn ähnliche Projekte.

In den vergangenen Jahren sei die Jugendkriminalität in der Stadt zurückgegangen, heißt es vonseiten der Stadt. Im vergangenen Jahr gab es 3116 Jugendstrafverfahren mit 1969 betroffenen Personen. 2008 waren es noch 5342 Strafverfahren mit 3329 betroffenen Jugendlichen.

Aktuell gebe es 120 jugendliche Intensivstraftäter in der Stadt, berichtet Kriminalhauptkommissar Frank Schier. 68 Prozent davon mit Migrationshintergrund. Ein Drittel Mädchen. Im Jahr 2012 seien es 228 gewesen. Der bis dato höchste Wert.

Bei den Straftaten dominieren Diebstähle, Rauschgiftdelikte, Vermögens- und Fälschungsdelikte sowie Rohheitsdelikte.