Karneval: Der Euro macht der Merkel kräftig Stunk
Bei der legendären Stunk-Sitzung machen rund 280 Besucher begeistert mit.
Düsseldorf. Er ist verloren. Weg. Verschwunden. Und das in Düsseldorf. Vielleicht hat ihn jemand gestohlen, vielleicht versteckt er sich aber auch nur, etwa vor aufdringlichen Rating-Agenturen. Ausgerechnet der Ur-Euro, die erste Euro-Münze, die je geprägt wurde, ist Bundeskanzlerin Merkel und ihrem „Gruselkabinett“ abhandengekommen. Schuld sind — natürlich — die anderen. Zum Beispiel die Griechen. In der kleinen Rahmengeschichte, die sich das Stunk-Ensemble für die alternative Karnevalssitzung im Zakk ausgedacht hat, wird kein Politiker verschont.
Rund 280 etwas andere Jecken und solche, die es noch werden wollen, sind Dienstagabend zur Premiere gekommen. Seit 14 Jahren genießen die legendären Sitzungen Kultstatus, sie sind für ihre spitzzüngigen Kabarett-Einlagen bekannt. Das Ensemble vom Neusser Theater am Schlachthof, rund um Sabine Wiegand als Merkel, Harry Heip oder Ilva Melchior, präsentiert die freche Show sympathisch und souverän — obwohl es nach dem plötzlichen Tod von TaS-Geschäftsführer Reinhard Mlotek nicht einfach ist. „Wir waren alle gebeutelt, sind mit dem Ergebnis aber zufrieden“, sagt die neue TaS-Chefin Britta Franken.
So bekommt auch Düsseldorf sein Fett weg: Gentrifizierung und die „unzähligen Matratzen- und Handyshops in Bilk“ werden zum Pointen-Hit. Das Publikum lacht, schunkelt und singt, während Merkel den Privatdetektiv erst einmal überreden muss, den schwierigen Fall rund um den Ur-Euro zu übernehmen. „Muss ich den Pofalla holen, damit der Sie anschreit?“, raunt sie ihn an.
Für Inge Masseck ist es bereits die vierte Stunk-Sitzung. „Ich bin begeistert, wie toll das ist, besonders die Live-Musik“, sagt die 65-Jährige. Und der Ex-Berliner Gerd Opdenberg findet: „Das ist ein perfektes Einwöhn-Programm für Karnevals-Anfänger.“
Unter die feiernden Jecken hat sich auch etwas Karnevals-Prominenz gemischt: CC-Präsident Josef Hinkel und Wagenbauer Jacques Tilly. „Für mich ist es die einzige Sitzung in der Session, für alles andere ist keine Zeit“, sagt Tilly und pustet sich eine Strähne seiner Perücke aus dem Gesicht.
Auf der Bühne sorgen sich indes die Schlümpfe der FDP-Fraktion um ihre Zukunft und Merkel holt sich beim Wahrsager „Standard & Proofs“ Tipps für die Euro-Krise. Eine alternative Sitzung, die längst zur Institution im Düsseldorfer Karneval geworden ist. Kein Wunder, dass das Publikum am Ende vier Zugaben verlangt. Ebenso vorhersehbar: Alle kommenden Sitzungen sind ausverkauft, für den 13. Februar könnte es Restkarten geben.