Kind stirbt nach umstrittener Therapie: Verfahren eingestellt

Ärztin muss Geldbuße von 900 Euro zahlen. Sie hatte hunderte Kindern mit einer Stammzellen-Therapie behandelt.

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Düsseldorf. Das Verfahren gegen eine 59-jährige Ärztin, die in einer Privatklinik in Heerdt schwerbehinderte Kinder mit einer umstrittenen Stammzellen-Therapie behandelt hat, ist gegen eine Geldbuße von 900 Euro eingestellt worden. Die Anklage lautete ursprünglich auf fahrlässige Tötung: Ein 18 Monate alter Junge war nach der Behandlung gestorben.

Das Gericht geht aber davon aus, dass die Frau bei dem neurochirurgischen Eingriff keine Fehler gemacht hat. Es habe sich das Risiko verwirklicht, dass bei Eingriffen dieser Art immer besteht. Jedoch habe die Ärztin die Eltern des Jungen ordnungsgemäß darüber belehren müssen, dass die Behandlung nicht schulmedizinisch anerkannt ist.

Mehrere hundert Kinder hatte die Ärztin behandelt, bei denen es meist nicht um eine Heilung, sondern um eine Linderung gegangen sei.

Auch die Familie des kleinen Jungen hatte sich verzweifelt an die Privatklinik in Heerdt gewandt. Das Kind war von Geburt an wegen Unterversorgung mit Sauerstoff schwerbehindert. Der Vater selbst hatte vor Gericht ausgesagt, er habe gewusst, dass dies Stammzellen-Therapie als experimentell anzusehen war. Er habe ein Formular ausgefüllt, aber nicht gelesen.

Kurz nach der Therapie — eine Methode, bei der aufbereitete Stammzellen in den Kopf gespritzt wurden — verwirklichte sich das Risiko auf tragische Weise. Komplikationen traten auf, der kleine Junge wurde in eine andere Klinik gebracht, starb nach mehreren Stunden infolge von Hirnblutungen.

Die Angeklagte weiß, wie es ist, ein Kind zu verlieren. Ihre eigene Tochter starb im Alter von elf Jahren nach einer schweren Krankheit. Die Frau stürzte sich in die Arbeit, kam nach einer Forschungsstelle an der Uni Köln 2010 an die Privatklinik in Heerdt. Im Prozess sagte sie aus, sie habe zwölf Stunden am Tag gearbeitet und sei immer davon überzeugt gewesen, „unglaubliche Erfolge“ zu erzielen. „Kinder, die mit einer Sonde ernährt werden mussten, konnten plötzlich wieder essen.“

Der Tod des Jungen und die Dauer des Verfahrens haben die Frau stark gezeichnet. Seit dem Tod des Kindes lässt sie ihre Arzt-Zulassung ruhen und arbeitet als Krankenschwester. Das Gericht ist davon überzeugt, dass es der Frau bei der Behandlung von Kindern nicht um Gewinnmaximierung ging. Die kommerzielle Ausrichtung der Klinik habe sie sich nicht zu eigen gemacht oder davon profitiert.

Im April 2011 ist der Privatklinik die Anwendung der Stammzellen-Therapie von der Kölner Bezirksregierung und dem NRW-Gesundheitsministerium verboten worden. Die Klinik ist inzwischen geschlossen worden und die Betreiberfirma pleite.