Klinik-Porträt: „Wir sind Schrittmacher der Medizin“

Uni-Klinik: Düsseldorfs größtes Krankenhaus will Leuchtturm in der Region sein.

Düsseldorf. Sie ist der größte Anbieter stationärer und ambulanter Leistungen mit einem vollständig medizinischem Fächerspektrum: die Uni-Klinik. Sie bietet alles unter einem Dach, 30 Fachkliniken und 31 Institute (das sind Einrichtungen wie Pathologie und Toxikologie, die keinen mittelbaren Kontakt zum Patienten haben) gehören zur Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Uni.

Dass die Düsseldorfer Uni ein Großkrankenhaus der Maximalversorgung ist, zeigt auch die Statistik: 6500 Mitarbeiter kümmern sich jährlich um rund 180 000 Patienten. Trotz hoher Auslastung weiß der Ärztliche Direktor, Prof. Wolfgang Raab, um die große Konkurrenz im Raum Düsseldorf: "Sie können binnen 30 Autominuten exakt 72 Krankenhäuser erreichen. Damit haben wir hier in unserer Region den größten Wettbewerb europaweit", so Raab.

So reicht es Raab und seinen Kollegen nicht, nur auf dem neuesten Stand sein, sie wollen immer einen Schritt voraus sein. "Wir sind die Schrittmacher der Medizin und müssen daher immer kreativer sein als die anderen. Nur so kann es für uns laufen, sonst haben wir ganz schnell verloren", gibt Raab Einblick in seine Strategie. Die höchste Auslastung hat die Neurochirurgie mit 92,5Prozent, wie die Zahlen von 2007 zeigen, gefolgt von der Zahnklinik mit 87,5 Prozent.

"Dass wir eine Menge richtig machen, zeigt auch die positive wirtschaftliche Entwicklung", erklärt Raab. So konnte die Uni im vergangenen Jahr einen Jahresüberschuss von 13,8 Millionen Euro erwirtschaften. Ein kleines Kunststück, denn als Raab seine Aufgabe als Ärztlicher Direktor antrat, sah es nicht berühmt aus mit Düsseldorfs größtem Krankenhaus. Der neue Mann verordnete dem Haus ein strammes Sparprogramm - auch gegen Widerstände der Mitarbeiter.

Wissenschaftliche und klinische Schwerpunkte sind die Herz-Kreislauf-Forschung, die molekulare und klinische Leberforschung, die Altersmedizin, Neurowissenschaften und Infektionsmedizin, die konsequent weiterentwickelt werden, berichtet Raab. Doch damit nicht genug: "Wir müssen jetzt überlegen und entscheiden, welches die Krankheiten der Zukunft sein werden und uns darauf einstellen". Und der Visionär Raab will noch mehr: Die Klinik muss sich zur "Plattform für interdisziplinäre Tätigkeiten entwickeln". Soll heißen, Fachdisziplinen müssen unbedingt zusammengeführt werden. "Durch Engsichtigkeit kommt es zu erheblichen Informationsverlusten", führt Raab aus.

Beispiel: Ein Patient mit einem Darmtumor braucht möglicherweise einen Chirurgen, einen Pathologen, einen Radiologen, einen Gastroenterologen, einen Onkologen und einen Strahlentherapeuten. Um die beste Therapie für diesen Patienten zu finden, müssten die genannten Fachdisziplinen gemeinsam beraten und entscheiden. "Das bedeutet einen großen Aufwand für uns, aber die Gesellschaft profitiert davon."

Umgesetzt wird die Interdisziplin an der Uni übrigens schon im neuen Operativen Zentrum II, das Ende kommenden Jahres fertig wird. Der Neubau wächst täglich und wird das künftige Herzstück der Uni-Klinik. Augen- und HNO-Klinik, Neurochirurgie, Mund-, Kiefer-, Plastische und Gesichtschirurgie werden dort dann genauso untergebracht sein wie die Orthopädie und die Unfall- und Handchirurgie - die Zukunft hat in der Uni schon begonnen.