Koeps Kino: Filmtipps für Düsseldorf

Diese Filme empfiehlt unser Kino-Experte für die nächsten Tage.

Foto: Joshua James Richards/dpa

<h2>Die Frau, die vorausgeht

Nach „Hostiles“ bringt Hollywood gleich noch einen „indianerfreundlichen“ Western auf die Leinwand. Basierend auf der Begegnung der New Yorker Malerin Catherine Weldon mit dem Sioux-Häuptling Sitting Bull, spekuliert der Film von Susanna White über eine romantische Beziehung zwischen dem charismatischen Indianerführer und der unkonventionellen, selbstbewussten Frau. Dabei gerät Weldon zwischen die Fronten der Auseinandersetzung einer Neuregelung der Landverteilung, wird von Weißen als „Indianerhure“ beschimpft. Wie „Hostiles“ nimmt der Film deutlich die Perspektive der Indianer auf die skrupellose Entrechtung der Ureinwohner ein, kombiniert dies aber relativ konventionell mit einer Art umgekehrtem „Pocahontas“-Motiv.

Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr im Cinema (engl. OmU)

Nachdem „Ziemlich beste Freunde“ vorgemacht hat, dass Handicap und Komödie keine unvereinbaren Gegensätze sind, versucht Franck Dubosc, Boulevard und Behinderung zu einer leichten Sommerkomödie zu verbinden. Jocelyn ist ein unverbesserlicher Schürzenjäger, der keine Gelegenheit auslässt, an eine neue Trophäe für seiner Sammlung zu kommen. Doch als er der hübschen Julie nachstellt, manövriert er sich in eine verzwickte Lage. Der Versuch sich mitleidheischend als Rollstuhlfahrer auszugeben, wird heikel, als ihm Julies attraktive Schwester Florence vorgestellt wird — die wirklich im Rollstuhl sitzt. Turbulente Romantikkomödie, deren Leichtigkeit man auch als Leichtfertigkeit betrachten kann.

Vorpremiere am Di. um 19 Uhr im Atelier (frz. OmU)

Marlboro-Mann-Dämmerung. In Dakota gibt es ihn noch den Machismo im Sattel, aber sonst eben nicht viele Alternativen jenseits des Rodeo-Platzes. So porträtiert der Film von Chloé Zhao eine letztlich trostlose Welt, die ihren Vorbildern nicht mehr zu bieten hat als ihre seelische und körperliche Verstümmelung. Brady ist ein Schulversager, aber mit Pferden kennt er sich aus. Doch seine hoffnungsvolle Karriere als Rodeo-Reiter endet früh mit einer schweren Schädelverletzung. Obwohl die Ärzte ihm dringend vom Reiten abraten und ihn immer wieder Krampfanfälle plagen, sieht Brady keine Alternative. Das Leben seines Vaters scheint auch das seine zu werden: Alkohol und Kartenspiel füllen die Leere. Schließlich meldet sich Brady wieder für ein Rodeo an. Stimmungsvolles Porträt der Welt der letzten Cowboys zwischen Wild West Romantik und trübseliger Realität.

Bambi, tgl. 21.30 Uhr, am Di. im engl. OmU

Kommt ein Ehepaar zum Therapeuten. . . Der „Gott des Gemetzels“ hält hier Einzug in die Praxis eines etwas schrulligen Paartherapeuten. So ist die Beziehung von Flugzeugingenieur Valentin und der Historikerin Joana eigentlich schon zu Ende, bevor sie die Schwelle von Harald übertreten. Während sich die beiden vor dem „Schiedsrichter“ beharken, entfährt es dem Beziehungscoach, dass vielleicht eine Trennung eine reizvolle Option sei. Doch dann erhält Harald selbst eine Nachricht von seiner Frau. . . Die Verfilmung des gleichnamigen Kammerspiels von Daniel Glattauer kann zwar dank routinierter Besetzung (Devid Striesow und Aglaia Szyszkowitz) den einen oder anderen Schmunzler erzielen, aber ingesamt wirkt der Film wie abgefilmtes Boulevardtheater.

Metropol, tgl. 19 Uhr

Leben wie in Bollywood. Die Biographie des indischen Filmstar Sanjay Dutt hätte sich kein Drehbuchautor der beliebten Herz-Schmerz-Opern ausdenken können. Da lag es für den Regisseur Rajkumar Hirani nahe, das Leben der Legende in „Sanju“ selbst zu verfilmen. In den frühen 1980ern stieg der Sohn von zwei Filmstars selbst auf zum Publikumsliebling, besonders mit seinen Gangster-Rollen, die ihm den Spitznamen „Deadly Dutt“ einbrachten. Doch bald zeigen sich die Kehrseiten des Erfolgs, Drogensucht, Affären und schließlich sogar eine Anklage wegen Terror-Verdachts sorgten immer wieder für Rückschläge. Schließlich landete er für drei Jahre wegen illegalen Waffenbesitzes im Gefängnis. Das 150-Minuten-Biopic widmet sich dem bewegten Star-Leben mit einer Mischung aus Schelmenstück und Showbiz-Moritat.

Atelier, So. um 14 und Mi. 21 Uhr (hind. OmU)

Der schottische Radrennfahrer David Millar war mit diversen Tour-Trikots einer der erfolgreichsten britischen Sportler auf dem Sattel. 2004 wurde er jedoch des Dopings überführt und gesperrt. Nach seiner Suspendierung begann für ihn die Aufholjagd auf der Weltrangliste bis zu seinem letzten Rennen 2014. Gleichzeitig etablierte er sich als „bekennender Sünder“ und prominenter Kritiker des Dopings. Die Dokumentation von Finlay Pretsell zeigt mit atemberaubenden Rennaufnahmen die Faszination des Radrennsportes im Spannungsfeld von Leistungsdruck, Ehrgeiz und den Opfern, die auf der Strecke bleiben.

Premiere mit David Millar am Mi. 21 Uhr im Cinema

Coming Out als High School-Drama. Simon ist ein ganz normaler Junge, nur sein Schwulsein irritiert ihn und niemandem erzählt er davon. In einer Internet-Gruppe der Schüler lernt Simon „Blue“ kennen, der ebenfalls schwul ist. Als Simon versucht, die wahre Identität von „Blue“ herauszufinden, kommt es schnell zu Turbulenzen. Als Simon vergisst sich im Forum richtig auszuloggen, liest sein Mitschüler Martin die brisanten Mails und erpresst ihn. Simon soll ihm ein Date mit Abby verschaffen, doch als das nicht klappt, outet ihn Martin. Seine Freunde wenden sich ab, auch Leah, die heimlich in ihn verliebt war. Doch dann wird Simon in der Schul-Cafeteria angegriffen und Familie und Freunde solidarisieren sich. . . und schließlich gibt sich auch „Blue“ zu erkennen. Sehr süffige Dramödie, die sich an ein Teenie-Publikum richtet.

Cinema, tgl. 16.30, 19 u. 21.30 Uhr; am So. um 19 Uhr und Mo. 21.30 Uhr im engl. OmU