Kripo kannte Gauner — und tat nichts
Einbrecher wurden ein halbes Jahr nicht verfolgt. Polizei hatte sogar das Autokennzeichen des Fahrers.
Düsseldorf. 39 Mal soll Bernhard K. in Häuser eingebrochen sein, während die Bewohner bei Beerdigungen oder Hochzeiten waren — die WZ berichtete am Dienstag.
Dabei hätte die Serie bereits nach der achten Tat beendet sein können. Denn da hatten Zeugen den 55-Jährigen erkannt und das Autokennzeichen seines Fahrers Abdel G. notiert. Außerdem wurden die beiden Männer gemeinsam an der Mintropstraße gesehen. Trotzdem passierte mehr als ein halbes Jahr nichts, wie die Ermittlungsleiterin Maria Allersmaier am Dienstag vor dem Landgericht einräumte. Man habe die Ermittlungen bis Dezember 2013 „auf sich beruhen lassen“ — unbehelligt konnte das Duo in der Zeit weiter auf Beutezug gehen.
Am 7. Mai 2013 waren Bernhard K. und sein Fahrer in Hamminkeln von zwei Zeugen beobachtet worden, als sie in ein Haus einbrechen wollten. Einer notierte sich das Kennzeichen des schwarzen Golf aus Düsseldorf. Die Kripo des Kreises Kleve schickte eine Anfrage an die Kollegen nach Düsseldorf. Hier erinnerte man sich sehr schnell an Bernhard K., der schon einmal sechs Jahre wegen der gleichen Einbruchs-Masche im Gefängnis saß.
„Zu 80 Prozent“ und „mit größter Wahrscheinlichkeit“ hatten die beiden Zeugen Bernhard K. auf einem Foto wiedererkannt. Die Klever Polizei beantragte, dass der 55-Jährige und Abdel G. vernommen werden. Doch das geschah nicht — bis im Dezember erneut eine Anfrage der Weseler Polizei kam, die auf das Duo hin deutete. Danach dauerte es bis zum 30. Januar diesen Jahres, bis die beiden endlich von der Polizei überwacht wurden.
Die Chef-Ermittlerin sorgte mit ihrer Aussage für Erstaunen. Wie haben „ein bisschen ermittelt“ und dann „weiter geguckt“. Auf Nachfragen der Rechtsanwälte, warum die Polizei so lange untätig war, erklärte Allersmaier (Foto), dass ihr Arbeitstag zehn bis elf Stunden habe: „Da bleibt manchmal was auf der Strecke.“
Die Kommissarin schilderte, dass die letzten vier Einbrüche praktisch unter den Augen der Polizei stattfanden. Man habe versucht, potenzielle Ziele der Einbrecher auszumachen. Da sie aber bei Beerdigungen nicht nur die nächsten Verwandten ausspionierten, sondern auch Freunde und Nachbarn, sei das schwierig gewesen.
Dreimal beobachteten die Fahnder, wie Abdel G. nach der Tat in einem An- und Verkaufsladen an der Graf-Adolf-Straße Beute versetzte. Am 20. März wurde er dabei verhaftet. Auch Bernhard K., der im Auto auf seinen Komplizen wartete, wurde festgenommen. Der Prozess geht am Donnerstag weiter.