Künstler gegen Roboter — wer gewinnt?
Das NRW-Forum testet die Künstliche Intelligenz bei Kunstprodukten. Dabei entsteht allerdings nicht immer große Kunst.
Düsseldorf. Die Künstliche Intelligenz (KI) ist in erster Linie ein Wirtschaftsfaktor. Nun wollen die Kuratorinnen Tina Sauerländer und Peggy Schoenegge sie unter dem Titel „Pendoran Vinci“ an die Kunst andocken. Der Titel nimmt werbewirksam Anleihen beim Universalgenie Leonardo da Vinci. Wer sich mit einem großen Namen schmückt, ist allerdings noch lange nicht groß. Eine kritische Analyse der Ausstellung im NRW-Forum.
In Justine Emards Beitrag kommuniziert der japanische Schauspieler und Tänzer Mirai Moriyama mit einem Roboter, der über ein neuronales System animiert wird. Dieser Roboter ist ein armes Würstchen, weil der sehr versierte Schauspieler gegen eine Figur agiert, die bruchstückhaft die Bewegungen übernimmt. Das Video lebt von der Ausstrahlungskraft des Künstlers, nicht von den primitiven Gesten der Puppe. Im Vergleich zu Bewegungen und Mimik des lebenden Menschen wirkt die KI wie ein Kabelsalat aus Gehirn und Armen. Auf seine Frage, wie groß sie sei, kommt ein komisches Geräusch, denn die KI kann sich nicht verbal äußern.
Geradezu ärgerlich ist die sprechende Barbie-Puppe (Hello Barbie), die Mattel 2015 auf den amerikanischen Spielzeugmarkt brachte. Die Puppe kann sich mit ihrem Besitzer nur englisch unterhalten. Sie reagiert nur auf maßgeschneiderte Fragen mit stereotypen Antworten. Ein Dialog von Plattitüden also. Fatih Holland testet die Grenzen dieser ersten „KI-Barbie“, die viel zu dumm für jedes Kind ist.
Beliebt unter Künstlern sind Programme, die die Algorithmen zur Gesichtserkennung unterlaufen. Carla Gannis (USA) arbeitet mit Profilbildern oder Selfies von Freunden aus sozialen Netzwerken. Sie verfremdet sie perfekt und bearbeitet sie digital. Sie setzt ihnen etwa eine verspiegelte Sonnenbrille auf, in der sich die Wüste spiegelt, oder überzieht ihr Gesicht mit Zeichen. Die Künstlerin gewinnt zumindest für ihre Freunde die Anonymität zurück. Hier kann also die KI nützlich sein, denn 2016 befanden sich 117 Millionen Amerikaner in der Gesichtserkennungsdatenbank des FBI.
Jonas Blume artikuliert mithilfe des Handys seine Biografie. Im Video wiederum wird diese Biografie von einer animierten 3D-Version des Künstlers vorgetragen. Es überlagern sich also natürliche und künstliche Intelligenz. Darin liegt der ästhetische Charme der Arbeit. Sein Gesicht wird überlagert, so dass sich die Lippen permanent bewegen. Dadurch ergeben sich Verdoppelungen und Spiegelungen.
Dies wurde jedoch nur durch eine Photogrammetrie-Software möglich. Sie berechnet aus zweidimensionalen Kamerabildern hochpräzise 3D-Koordinaten und wertet sie vollautomatisch aus. Nicht ganz einfach war es jedoch, die Lippenbewegungen synchron mit seinen eigenen gesprochenen Worten zu koordinieren. Blume erzählt: „Ich habe den Text, den ich mit meinem Handy schrieb, auswendig gelernt, synchron vorgetragen und von einer Kamera aufzeichnen lassen. So ließen sich die Lippenbewegungen auf das 3D-Modell übertragen. Die Farbe war die Zugabe.“
Der ästhetische Reiz entsteht durch die gestaffelten Projektionen, mit doppelten Augen und doppeltem Mund. Der Farbregen im Hintergrund sind Wasserschlieren vom Pool, die er farblich bearbeitete. Die KI trifft sich hier mit dem kreativen Denken des Künstlers.
Info: Eröffnung 8. Juni, 19 Uhr. Die Ausstellung läuft bis 19. August, Dienstag bis Donnerstag 11-18 Uhr, Freitag 11-21 Uhr, Samstag 10-21 Uhr, Sonntag 10 - 18 Uhr