Altstadtherbst: Bei Seun Kuti bleibt niemand sitzen

Zum Abschluss gab’s eine Deutschland-Premiere.

Düsseldorf. Ein magischer Abend. Percussion und Bläser machen Stimmung, die Sängerinnen im Hintergrund wiegen sich im Takt der Musik. Noch sitzen die Gäste auf ihren Plätzen. Dann der Auftritt von Seun Kuti: ein Kraftpaket, musikalisch wie körperlich. Ein Musiker, der die großen Gesten liebt und das auch mit ausdrucksstarker Stimme von seinem Publikum fordert: "If you want to sleep, I can go!"

Acht Jahre ist Seun Kuti alt, als er sich entscheidet, in die Fußstapfen seines berühmten Vaters zu treten: der Worldmusic-Legende Fela Kuti, Nigerias bekanntestem Popstar. Aus Funk-, Jazz- und afrikanischen Elementen entwickelte der Senior den Afrobeat. Die Texte: immer hochpolitisch. Seit den 70er Jahren kritisierte Fela Kuti die durch Kolonialisierung zerbrochenen Gesellschaften in Afrika und besonders Nigerias Militärdiktatur.

Nach dem Tod des streitbaren Vaters übernahm Seun Kuti vor elf Jahren dessen musikalisches Erbe - schon im Alter von 15Jahren wurde er Frontmann von Felas legendärer Band Egypt 80. Auch auf dem Burgplatz, bei seinem ersten Konzert in Deutschland, treibt er dieses Ensemble zu Höchstleistungen an.

Die 15 Instrumentalisten haben sichtlich Spaß an der Performance, die nie einstudiert, sondern äußerst lebendig wirkt. Dennoch sitzt bei den teils vom Vater übernommenen, teils von Seun selbst komponierten Stücken jeder Ton, jeder Beat absolut präzise.

Vor allem aber ist die Show ansteckend - und so wird aus den vereinzelt Tanzenden vor der Bühne bald ein ganzer Pulk. Auch ältere Zuhörer hält es nicht lange auf den Sitzen im Theaterzelt.

Wer nicht direkt vor der Bühne jubelt, lauscht stehend. Am Schluss des Konzertes bleiben nur Applaus, trampelnde Füße und der Wunsch nach einer Zugabe. Doch der erfüllt sich bei diesem energiegeladenen Altstadtherbst-Abschluss leider nicht.